Kastrationen: Alternativlos in den Staaten?

Da Kastration immer noch ein heißes Thema in der Welt des Tierschutzes ist und wir auch schon früher über aktuelle wissenschaftliche Entwicklungen berichteten, fragten wir die größten Tierschutzgruppen in den USA, warum sie Vasektomie und Ligatur (abbinden) der Eileiter nicht als Alternative zur Kastration ansehen.

Der schnellste Antwort kam von PETA mit einer erstaunlichen Frage-Antwort-Zeit von 20 Minuten!

„Wir unterstützen Kastration als die bessere Option. Vasektomie lässt den Fortpflanzungsdrang intakt, während Kastration diesen erheblich verringert und möglicherweise beseitigt. Hunde, die kastriert wurden, werden weit weniger wahrscheinlich von zu Hause auszureißen oder kämpfen. Außerdem sind sie  vor Hodenkrebs geschützt und haben ein geringeres Risiko für  Prostata-Erkrankungen.“

Nach den jüngsten wissenschaftlichen Artikeln unterscheiden sich Verhaltensänderungen aufgrund der Kastration jedoch von Fall zu Fall. Das Ergebnis und die Auswirkungen der Kastration kann nicht vorherbestimmt werden. Die Fortpflanzungstriebe werden nicht nur durch die Keimdrüsen bestimmt, sondern durch das Gehirn selbst. Ja, Hormone haben einen Einfluss auf die Triebe, aber sie sind nicht der einzige Faktor!
Die Aufforderung ein Organ zu entnehmen, welches Krebs entwickeln  könnte als „Krebsprävention“ zu betiteln scheint unpassend zu sein. Man stelle sich vor, man würde eine Lunge entfernen um Lungenkrebs vorzubeugen.

Die Humane Society International (HSI) schickte eine Entschuldigung, dass sie nicht so schnell, wie sie wollten antworten konnten. Sie leitete die Nachricht an ihre Veterinärabteilung und diese leitete sie an ihren leitenden Mitarbeiter. Leider bekamen wir von diesem „leitenden Mitarbeiter“ keine Antwort bis heute (2016.01.14).

Letzte bis jetzt ist die World Animal Protection USA, die die E-Mail nicht in Person beantwortete, aber zu einem Online-Artikel verlinkte:

„Wir senden ihnen einen Link, der sie interessieren könnte. (Obwohl es noch mehr Forschung da draußen gibt)
http://www.veterinarypracticenews.com/June-2010/The-Trouble-With-Pet-Sterilization/

Während dieser Artikel recht interessant ist, (und direkt auf unsere Frage eingeht), zeigt er uns auch, wie schwer es ist,selbst für Tierärzte ist,über dieses Thema zu sprechen. Der Autor schließt mit:

„[…] Die fehlende Diskussion über dieses Thema in der Wissenschaft und dessen scheinbar schwerer Stand unter den Tierärzten ist Grund genug, dass ich mich frage, ob die wahrscheinlichste Antwort auf die Frage des Desinteresses der Veterinäre an  diesen Verfahren – wie bei jedem sicheren Operationsverfahren mit legitimen Anwendungen – viel mehr mit Mode als mit irgendetwas anderem zu tun hat. „

Wie wir allerdings auch festgestellen, scheint die Terminologie nicht konsequent zu sein zu diesem Thema und wir haben daher auch den Blogger, welcher als SkeptVet bekannt (http://skeptvet.com/) ist, gebeten uns ein wenig  Einsicht eines amerikanischen Tierarzt zu geben.

„Bezüglich der Terminologie stimmt es, dass diese oft widersprüchlich ist. Technisch ist mit „Neutering“ (Kastration anmerkung des Übersetzers) die Entfernung der Keimdrüsen gemeint und“ Sterilisation“ bedeutet ein Tier nicht in der Lage sich zu reproduzieren zu verändern. Da Kastration das primäre Sterilisationsverfahren in den USA ist, werden die Wörter oft synonym verwendet. „Kastration“ ist technisch auch die Entfernung der Keimdrüsen, jedoch scheint dieses Wort im US-Englisch am häufigsten für die  Entfernung der Hoden benutzt zu werden, wärend „spaying“ für die Entfernung der Eierstöcke verwendet wird. “

„Techniken welche die Fortpflanzung verhindern, nicht jedoch die Geschlechtshormone (wie Vasektomie und Tubenligatur) verändern, haben im Wesentlichen die gleichen gesundheitlichen Risiken und Vorteile wie gar keine Kastration. Diese Verfahren verhindern die Fortpflanzung und dadurch die die Zahl der ungewollten Welpen (was einer der Hauptgründe ist, eine Kastration durchzuführen). Desweiteren veringern sie Risiken, die durch die Fortpflanzung selber entstehen, im speziellen bei Weibchen. Jedoch sind die anderen Gesundheitszustände die mit Kastration verbunden sind, unabhängig von diesen Techniken.“

Also, was sind diese Risiken? In der Antwort, die wir von SkeptVet bekamen befand sich auch ein Link  zu folgender Arbeit: „Evaluating the benefits and risks of neutering dogs and cats“ Die Bewertung der Vorteile und Risiken der Kastration bei  Hunden und Katzen http://skeptvet.com/Blog/wp-content/uploads/2014/12/Benefiits-Risks-of-Neutering-in-Dogs-and-Cats.pdf

Hier sind die zusammenfassenden Tabellen dieser Arbeit:

Tabelle 1Tabelle 2

Für ein nähere Erläuterungen lesen Sie bitte die Arbeit selbst, da SkeptVet  auch die Inkonsistenz der wissenschaftlichen Daten aufzeigt.

Abschluss:
Kastration und deren Alternativen sind ein sehr komplexer Bereich in der Wissenschaft und darüber hinaus in der Diskussion mit Tierschutzorganisationen. Obwohl alle Teilnehmer  die Alternativen kennen, werden diese  in den USA kaum angewendet, weil  es scheinbar einen  Mangel an Interesse gibt.

Es ist Ihre und unsere Mission als Tierbesitzer Tierärzte zu fragen, fragen Sie die Tierschutzorganisationen und nicht zuletzt die Wissenschaftler, denn nur wenn wir fragen, können wir etwas ändern und zeigen, dass es ein Interesse an wissenschaftlichen Arbeiten zu diesem Thema  gibt.

Persönliche Stellungnahme vom Autor:
Da ich hier in Deutschland die Möglichkeit einer Vasektomie und Tubenligatur habe, würde ich diese  verwenden. Ich weiß, über die Risiken und würde gerne mit geeigneten Stellen über Krebsvorsorgeuntersuchungen für Tiere sprechen, denn meiner Meinung nach wäre dies die bessere Behandlung.