Aus aktuellem Anlass: Wer im Internet schreibt, tut das meist unter einem Pseudonym, und nicht unter Angabe seines Klarnamens. Egal ob es sich nun um ein Forum, ein Chat, einen Blog oder einen Kommentar handelt, bevorzugen es die meisten Autoren bzw. Teilnehmer, sich hinter einer selbst gewählten Identität zu verbergen oder gänzlich anonym zu bleiben.
Aber ist die mangelnde Bereitschaft, „mit offenem Visier“ (Bundesinnenminister Friedrich) zu diskutieren auch ein Mangel an Diskussionskultur oder gar ein Ausdruck von Feigheit? Ich glaube nicht. Die Verwendung von Pseudonymen ist vielmehr die Bedingung der Möglichkeit dafür, in der Öffentlichkeit des Internet auch unbequeme Meinungen vertreten zu können; oder etwas vollkommen verrücktes zu tun; oder etwas intimes zu äußern.
Das gesprochene Wort ist flüchtig, aber das Internet vergisst nichts. Wo sonst von Personalabteilungen oder Familienmitgliedern jede unbedachte Äußerung mit zwei Mausklicks dem Angestellten oder Verwandten zugeordnet werden kann, schützt nur das Pseudonym vor der Schere im Kopf. Dass dadurch nicht zuletzt auch die Kraft des besseren Arguments gestärkt wird, ist ein willkommener Nebeneffekt. Aber vor allem ermöglicht es ein Pseudonym, der zu sein, der man wirklich ist. Oder jemand ganz anderes. Aber wer weiß das schon so genau?
Herzlichst,
Ihr Drogenhund