Am Samstag, den 24.03.2012 fand bei strahlendem Wetter in Köln die Marschdemo „gegen den sexuellen Missbrauch von Tieren“ statt. Angekündigt hatten sich in den einschlägigen Facebook-Gruppen ungefähr 350 Teilnehmer.
Nun, wenn sich also die Gegner in Köln versammeln wollen, dann sollten auch die Zoophilen präsent sein. Es hatte durchaus einen gewissen Reiz, einen eigenen Flyer vorzubereiten um diesen dann unter Gegnern und Interessierten zu verteilen. Und hoffentlich auch die eine oder andere sinnvolle Diskussion anstoßen zu können. Wir und voraussichtlich 350 voreingenommene Tierschützer. Warum nicht? Man muss nur selbstbewusst aufreten, die Ruhe bewahren und freundlich bleiben. Zumal uns die Veranstalterin, Frau Saure, audrücklich mit eingeladen hatte.
Nochmal vornweg:
Wir möchten in aller Deutlichkeit zum Ausdruck bringen, dass niemand von unserem Verein bestreitet, dass es tatsächlich Fälle gibt, in denen Tiere sexuell missbraucht werden. Sexueller Missbrauch ist zu verurteilen und – und das muss man wohl immer wieder wiederholen – schon jetzt nach dem bestehenden Tierschutzgesetz strafbar. Aber anders als unterstellt wird, sind Fälle von einvernehmlichen und gewaltlosen sexuellen Kontakten zwischen Menschen und Tieren kein sexueller Missbrauch. Tiere sind schließlich die letzten, die sich um sexualpuritanische Vorstellungen der sittlichen Ordnung zwischen Mensch und Tier scheren. Dies – und anderes – wurde auch auf unserem Flyer thematisiert.
Tatsächlich konnten wir am Samstag von den angekündigten 350 Teilnehmern nur etwa 100 zählen. Nicht die von Frau Saure gewünschte Teilnehmerzahl, aber immerhin – eine nicht zu verachtende Leistung. Den Organisatoren der Veranstaltung gebührt Anerkennung; auch die eingesetzten Ordnungskräfte haben ordentliche Arbeit geleistet und gleichermaßen besonnen wie deeskalierend eingegriffen. Dass es gegen Ende dennoch zu Rempeleien kam, kann man ihnen am wenigsten vorwerfen, geschah dies doch etwas Abseits der Veranstaltung.
Wobei es leider vorhersehbar und erwartbar war, dass sich nicht alle Teilnehmer würden beherrschen können. Einerseits haben wir Verständnis dafür, dass es in Anbetracht der Stimmungsmache, Übertreibungen und Falschinformationen im Vorfeld zu emotionalen Ausbrüchen kommen würde. Über Beleidigungen wie „Ihr perversen Tierficker, Euch kriegen wir noch“ haben wir ebenso hinweggesehen wie über kleinere Rempler. Andererseits waren die Aktionen einzelner Teilnehmer gegen Ende der Veranstaltung alles andere als akzeptabel. Angefeuert von den Beschimpfungen anderer Mitakteure provozierte man uns, fing an zu stoßen und nach uns zu greifen. Das ganze gipfelte in vereinzelten Schlägen und Tritten gegen uns. Es wurde von den Provokateuren sogar versucht, uns damit gegen die zur Hilfe eilenden Polizisten auszuspielen. Daher auch unser Dank an die besonnenen Beamten, die die Situation richtig eingeschätzt haben. Da wir uns nicht jede Beleidigung und schon gar keine tätlichen Angriffe gefallen lassen wollen, haben wir entsprechend Strafanzeige gestellt.
Auch mussten wir beobachten, dass auf der Demo mit den immer gleichen – von den Veranstaltern offensichtlich bewusst eingesetzten – Falschinformationen Propaganda betrieben wurde. Wieder wurden kranke Tiere als sexuelle Opfer gezeigt und mit schockierenden Lügen wie „Jede Minute wird in Deutschland ein Tier vergewaltigt“ und „Jährlich sterben 500.000 Tiere durch sexuelle Übergriffe“ Unterstellungen verbreitet.
Bedauerlich ist des Weiteren, dass die Demoteilnehmer unsere Anwesenheit ausschließlich als Provokation aufgefasst haben (und sich die echten Provokateure jetzt gegenseitig auf die Schultern klopfen). Vielleicht war es naiv von uns zu hoffen, dass Menschen im realen Leben eher zu Gesprächen bereit sind als im virtuellen Raum. Offenbar spielt der Gruppenzwang eine größere Rolle als erwartet. Bis auf vereinzelte, teilweise sehr nette Unterhaltungen am Rande der Demo wurde unser Angebot, sich mit uns persönlich zu treffen und auszutauschen, nicht angenommen.
Trotzdem war unsere Präsenz richtig und wichtig. Die Botschaft ist angekommen: Wir sind da – und wir lassen uns nicht einschüchtern. Und wir werden auch nicht verschwinden. Ganz gleich, ob es den Feinden einer offenen Gesellschaft gefällt oder nicht.