Am 9.Januar verstarb der ehemalige Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Winfried Hassemer nach langer Krankheit im Alter von dreiundsiebzig Jahren in Frankfurt.
Die Zeit bezeichnet ihn in ihrem Nachruf als „Ein Meister des unkonventionellen Scharfsinns“ und die FAZ als „Ein liberaler Streiter für bürgerliche Freiheitsrechte„. Die Zeitungen haben sicherlich Recht. Wenn man sein Sondervotum zum Inzestverbot [1] nachliest, stellt man fest, dass sich dort jemand über das Geschrei der Masse und seine sicher vorhandene kulturelle Prägung erhoben und mit den Mitteln des Verstandes die ihm vorgelegten Probleme durchleuchtet hat.
In Zeiten, in denen die Gesellschaft in Angst und Unsicherheit lebt und sich beliebige Sündenböcke sucht, sind solche Menschen Gold wert.
Im Vorfeld der Novellierung des Tierschutzgesetzes im letzten Jahr hat er sich auch zum darin vorgesehenen Zoophilieverbot mit souveräner Unabhängigkeit geäußert [2].
Die Gesellschaft hat einen der seltenen unabhängigen Geister verloren. Hoffentlich wachsen welche nach.