Nun sind wir wieder zu Hause und die Anstrengungen der Reise und des letzten Wochenendes stecken uns immer noch in den Knochen. Das war also unsere zweite Demonstration auf dem Potsdamer Platz und die erste unter dem Namen Zoophile Rights Day. Und auch wenn alles mehr oder minder so verlaufen ist wie erwartet, wird mehr und mehr die Tragweite der ganzen Aktion klar.
Der Eindruck, der bleibt, ist, dass sich die Fronten stark polarisiert haben. Vor einem Jahr noch haben wir gezeigt, dass wir und unsere Gegner friedlich demonstrieren können, und solch eine Demo, trotz aller Differenzen, auch eine Plattform für Gedankenaustausch sein kann. Dieses Jahr zeigten nur noch wir, dass wir friedlich demonstrieren können. Uns gegenüber stand eine Masse von gewaltbereiten Rechtsextremen, die zwar keine Argumente, dafür aber umso mehr Hassparolen hatte. Die ersten Ausschreitungen haben dann auch nicht lange auf sich warten lassen, als einer aus dieser Fraktion einen Demonstranten angriff und sofort von der Polizei festgenommen wurde.
Spätestens das war der Moment, in dem sich dann die letzten noch moderaten Gegner aus dem Staub machten und der Rest der Demonstration lief weitestgehend polarisiert ab. Zoos gegen Faschos. Jeder, der irgendwie dazwischen stand, ging. Auch die Gruppe um Rainer G. und Sabine K. ließ schließlich die letzten Schleier fallen: Sie brüllten mit den Rechtsextremen mit und bewiesen damit entgültig, dass es nur um Hass und nicht um Tierschutz geht. Direkt zu Beginn der Demo gab G. mit dem Satz „Ihr habt Eure Lügen und wir haben unsere“ zu, ein Lügner zu sein. Am Abend im Rahmen unserer Podiumsdiskussion wurden G. und K. Gespräche angeboten, die sie mit der Begründung verweigerten, man habe oder bräuchte keine Argumente gegen uns.
In unseren Reihen hatte sich die Frauenquote deutlich erhöht und inzwischen waren an unserer Demonstration Leute aus vier Nationen beteiligt, was deutlich zeigt, dass es sich weder um ein lokales, noch um ein geschlechterspezifisches Thema handelt. Einige interessante Gespräche gab es, jedoch leider kaum mit Passanten, da das Gelände von der Polizei abgeriegelt werden musste, die sich den ganzen Tag über kompetent und zuverlässig zeigte. So gab es keine Verletzten und das Demonstrationsrecht blieb gewahrt.
Ich denke, der Zoophile Rights Day hat uns vieles gezeigt und die gewonnenen Erkenntnisse werden bei weiteren Aktionen berücksichtigt werden. All jene Gegendemonstranten, denen es tatsächlich um den Tierschutz ging, haben das Feld geräumt oder sich den rechtsextremen Parolen angeschlossen. Es war offensichtlich, dass es keinem Gegner wichtig war, Stellung für wirklichen Tierschutz zu beziehen. Mit anderen Worten geht hier der Tierschutz genau so weit, wie es bequem ist. Auch die Mahnwache in Welver letztes Jahr dauerte nur bis zum ersten Regenschauer.
Da also eine der Gegenstimmen zugegeben hat, dass es nur um Hasstiraden und nicht um Inhalt geht sowie diejenigen, den es um Inhalt ging, das Feld geräumt haben, können wir die Demo für uns als vollen Erfolg verbuchen.
Am Abend folgten noch eine Filmvorführung und eine Podiumsdiskussion, zu denen wir mehrere unserer Gegner eingeladen hatten. Jedoch erschienen die wenigen, die von sich behaupteten, sich der Diskussion stellen zu wollen, auch hier nicht. Schade. So war es etwas einseitig für unsere Seite, aber dennoch wurde es ein spannendes und informatives Gespräch. Besonderen Dank hier an alle Beteiligten.
Wir werden ab jetzt jedes Jahr einen Zoophile Rights Day durchführen.