Was tun, wenn ich einen Hund mit eingewachsenem Kettenhalsband, eine Katze im Müll, ein ausgemergeltes Pferd wahrnehme? Unzählige Tiere leiden an vielen Urlaubsorten unter tierquälerischen Bedingungen.
Was kann ein Tourist tun?
Wer ein verletztes Tier am Urlaubsort wahrnimmt, sollte zunächst versuchen herauszufinden, ob es in der Gegend eine Tierschutzgruppe gibt, die man um Rat fragen kann. Das ist heutzutage leicht über das Internet im Hotel oder per Smartphone möglich. Auch kann man sich bei den Hotelangestellten erkundigen, wo die entsprechenden Tierschutzorganisationen zu finden sind. Der Vorteil ist, dass die Personen vor Ort die Anlaufstellen (Tierarzt, Veterinäramt etc.) kennen und wissen, an wen man sich wenden kann. Allerdings sind die wenigsten Tierschutzgruppen in südlichen Urlaubsländern von ihren Kapazitäten her in der Lage, alle von Urlaubern gemeldeten Fällen zeitnah zu versorgen oder in ihre Obhut zu nehmen. Urlauber sehen meist nur die Spitze des Eisberges. Das Problem schlecht gehaltener oder herrenloser Tiere in südlichen Urlaubsländern ist übermächtig.
Augen auf und helfen
Das schlechteste, was man tun kann, ist es zu warten bis man wieder zuhause ist, um dann eine E-Mail an einem vermeintlichen zuständigen Tierschutzverein zu schicken, nach dem Motto „kümmert euch mal drum“. Das funktioniert in den seltensten Fällen und beruhigt nur das eigene schlechte Gewissen. Wer ein Tier in schlechtem Zustand oder in Not gefunden hat und an dessen Schicksal interessiert ist, sollte Initiative ergreifen und selbst helfen. Jeder Tourist hat die Möglichkeit, erste Hilfe zu leisten, wenn Tierleid zu beobachten ist:
- Dem Tier bzw. den Tieren Futter und Wasser bringen
- Beim örtlichen Tierarzt untersuchen und impfen lassen
Einheimische sensibilisieren
Falls der Besitzer eines schlecht behandelten Tieres bekannt ist, sollte man den Mut haben, ihn zur Rede zu stellen. Auch wenn man die Sprache nicht spricht, es geht auch nonverbal mit Händen und Füßen. Darüber hinaus kann man mit den Einheimischen reden und auf das Problem aufmerksam machen. Das funktioniert häufig auch in englischer Sprache. Ganz wichtig ist es, beim einheimischen Hotel- oder Gaststättenbesitzer sehr deutlich zu machen, dass man den unverantwortlichen Umgang mit Tieren missbilligt und das man unter diesen Umständen nicht mehr an diesem Urlaubsort seine Ferienzeit verbringen wird. Meist ist die Androhung ausbleibender Einnahmen, vor allem wenn diese öfters vorkommt, eine Maßnahme, um das Problembewusstsein bei den Einheimischen zu schärfen und langfristig vielleicht auch ein Umdenken zu bewirken.
Impfpflicht bei Ausreise mit Tier
Sollte man herrenlose Tiere wie Hund oder Katze mit nach Hause nehmen wollen, müssen vor allem Impffristen beachtet werden. Sonst erwartet einem spätestens am Zoll eine böse Überraschung. Meistens wird dafür mehr Zeit als die verfügbaren Urlaubstage benötigt. Hier besteht die Möglichkeit, die örtlichen Tierschutzgruppen um ihre Hilfe zu bitten, damit sie das Tier vorübergehend in Pflege nehmen, bis man es später selbst holen kann. Auch mit Pflegepatenschaften kann an manchen Stellen geholfen werden. Dann wird zum Beispiel der Findling in der Pflegeeinrichtung mit Geldspenden unterstützt oder es wird eine einmalige Zahlung für eine nötige Operation geleistet.
Leid mildern durch Pflegepatenschaften
Vor allem aber sollte man auch im Urlaub seine Augen vor dem Elend der Tiere nicht verschließen. Was für uns wild-romantisch aussieht, ist bei näherem Hinsehen mitunter pures Leid und dann sollte man sich einmischen und Zivilcourage zeigen. Wegschauen oder sich nicht zuständig zu fühlen, ist sicherlich die bequemere Methode. Aber damit ändert sich leider gar nichts. Für das eine Tier aber, dem geholfen wird, ändert sich das Leben zu 100%, und das sollte uns die Mühe wert sein, auch im Urlaub. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man ein Leben gerettet hat.
Anmerkung eines Vereinsmitglieds zum Text:
Also uns im Tierschutzbereich wurde immer abgeraten, Tiere im Urlaub zu füttern.
Würde ich auch nicht empfehlen, da es die Tiere zahm macht. Man weiß ja auch nicht, was sie für Krankheiten haben, ausserdem gewöhnen sie sich in touristenreichen Perioden daran, vermehren sich und danach in der Flaute leiden sie umso schlimmer.Also wenn akut irgendwo Not am Mann ist, wie Tiere auf der Straße, dann sollte man versuchen zu helfen, aber an alle Straßenhunde und -katzen Wasser, Futter und Antiparasitenmittel zu verteilen, mich im Urlaub mit Tierheimen und Veterinärämtern auseinanderzusetzen und mich ohne Sprachkenntnisse mit schlechten Tierhaltern zu streiten, also dafür mache ich keinen Urlaub.
Dann lieber vorher einen Urlaubsort suchen, wo man sich als gern einmischender Tierschützer nicht so schnell aufregt und das Risiko, derlei Missstände zu Gesicht zu bekommen, eher gering ist.