An einem schönen Wochenende im Juni fand unser Sommertreffen statt, das ich organisieren durfte. Was so etwas angeht, bin ich kein unbeschriebenes Blatt und weiß, was alles schief gehen kann. Ich habe Treffen hinter mir, auf denen man jedem jedes Detail erklären musste – sei es nun, wie man einer Beschilderung folgt oder wie und wann man einen Besen benutzt. Dies blieb glücklicherweise aus, aber im Vorfeld gab es natürlich den obligatorischen Schwanker in der Teilnehmerzahl. Diese sank rapide in den Keller, stieg dann aber wieder an und pendelte sich am Ende wieder auf die ursprüngliche Zahl ein.
Außerdem war es wohl das erste Treffen, auf dem ich mich als Orga nahezu überflüssig gefühlt habe, denn es stellte sich heraus, dass alle alles in Eigenarbeit im Griff hatten. Als ich Leute zum Abwasch einteilen wollte, stellte ich fest, dass dieser bereits klammheimlich im Gange war. Mit dem Grillen und überhaupt allem lief alles identisch. Praktischer weise schaffte ich es dann noch, mir die Hand so zu lädieren, dass sowieso sämtliche Arbeit von anderen erledigt werden musste, was dann für mich den „entspannendes Wochenende“-Modus einleitete.
Ich kann den Verein da nicht genug loben, denn es zeigte sich, dass wir auch offline sehr gut funktionieren. Selbst um spontan noch Leute oder Essen zu holen, musste ich nicht betteln, dass jemand das übernimmt, sondern ich musste beinahe schon Leute zurückpfeifen, damit die Arbeit nicht doppelt gemacht wurde.
Inhaltlich lief das Treffen so ab, wie man sich so ein Sommergrillen vorstellt. Außer, dass mehr vegetarisch als üblich gegrillt wurde – aus offensichtlichen Gründen – und keiner über den Durst getrunken hat. Das „endlich normale Leute“-Gefühl kam schnell auf. Aber wir hatten auch ein paar ernste Themen zu besprechen und es war mal ein besonderes Gefühl, unsere Konferenz offline abzuhalten – in Schlagreichweite derjenigen, denen man ins Wort fällt. ;-)
Am Sonntag durfte ich dann einen Toast aussprechen, zu dem ich gebeten wurde, ihn nochmal schriftlich zu wiederholen. Diesem Wunsch möchte ich auch hiermit nachkommen:
Im amerikanischen Bürgerkrieg (für die, die nicht im Thema sind: das war der Krieg, in dem es um die Sklavenbefreiung ging) war die wohl bekannteste Schlacht die von Gettysburgh. Diese war deshalb so wichtig, weil bis dato der Süden auf dem Vormarsch war und gute Chancen hatte, den Krieg zu gewinnen. Die Schlacht ging über mehrere Tage, aber einer der entscheidendsten Momente war die Schlacht vom Little Round Top. Dieser markierte das Ende der Flanke der Unionsarmee. Hätten es die Konföderierten geschafft, diesen Hügel zu nehmen, hätten sie die Unionsarmee perfekt von der Flanke aus aufreiben können. Auf dem Hügel hatte man Col. Chamberlain mit dem 20. Maine stationiert. Und Chamberlain war ein Idealist. Er wollte die Sklaven befreien und er wusste, was auf dem Spiel steht, wenn er den Hügel nicht hält. Er wusste, dass dann der Krieg vorbei ist und Sklaverei fortbestehen würde. Als nun die Schlacht entbrannte, wurde er heftig angegriffen und musste schwere Verluste hinnehmen.
Dann ging die Munition aus und Verstärkung oder Nachschub kam auch keine.
Zu diesem Zeitpunkt wusste er, dass er keinem Angriff mehr standhalten konnte. Selbst hätte er die Männer gehabt – sie hätten ja nicht einmal mehr schießen können. Es war der Moment, in dem er eigentlich den Rückzug hätte antreten und sich damit abfinden müssen, dass der Traum ausgeträumt ist. Stattdessen hat er Bayonette auflanzen lassen und Angriff befohlen – und das brach dann die feindlichen Truppen und er hatte den Hügel erfolgreich gehalten.
Nun sind wir nicht im Militär und totschießen tun wir uns heute auch nicht mehr, auch wenn manche unserer Gegner das gerne tun würden. Aber trotzdem sind wir in einem Krieg – nämlich um unsere sexuelle Selbstbestimmung. In den letzten Jahren haben immer mehr Länder ein Zoophilie-Verbot auf die eine oder andere Weise realisiert. Die einzigen westlichen Länder, in denen das noch nicht der Fall ist, sind Deutschland, Schweden und Dänemark. Aber in Deutschland steht das Gesetz in der Schwebe und in Schweden ist es zumindest angedacht. Und nirgends wurde sich gewehrt. Alle Zoos sind still geblieben, weil sie Angst hatten, geoutet und dadurch geächtet zu werden. Jeder von uns weiß was er riskiert. Wenn auch heute keiner mit dem Tod konfrontiert wird, so müssen wir dennoch um unser Leben fürchten, denn es kann immer noch zerstört werden. Und wenn wir den Kampf verlieren, dann begeben wir uns nicht in Sklaverei, aber wir müssen unsere Freiheit aufgeben. Zum Schießen haben wir nichts – wir haben keine Lobby, wir haben kein Vereinskonto und wir haben nicht mal unser e.V.. Verstärkung kriegen wir von politischer Seite aus auch keine – kein Politiker spricht sich offen für unsere Sache aus. Wir haben nur unseren Idealismus, das Wissen, dass wir kämpfen müssen und das Wissen, dass, sobald wir weichen, alles verloren ist. Aber eine solche Situation ist nicht dadurch zum Besseren zu kehren, dass wir uns zurückziehen, sondern indem wir unseren Mut fassen. Insofern salutiere ich vor denjenigen, die trotz Furcht und Vorsicht zum Treffen erschienen sind und mit denen ich gemeinsam die Stellung halten kann.