Meine Anfänge bei Zeta

Alles fing mit einem einfachen Treffen an, wo ich erst einmal einige von Zeta kennen gelernt habe; Mann, war ich nervös! Kannte niemanden, wusste wie sie grob aussehen, doch das war’s dann auch schon.. Aber schnell merkte ich, dass alle wirklich lieb sind. Schon nach wenigen Minuten öffnete ich mich ihnen und hab gerne mit allen gesprochen, Karten gespielt zum kennenlernen und vieles mehr! So einen schönen Abend hatt ich lang nicht mehr, war das schön!

Am Tag darauf kamen wir auf eine japanische Studentin zu sprechen, welche hier in Deutschland eine Studie über Zoophilie im Bereich der Anthropologie macht und einige befragen wollte. „Hey! Hier kann ich etwas machen!“ dachte ich mir und meldete mich sofort. Schnell waren die Kontakte ausgetauscht und die Planung konnte beginnen..

Aber naja, es muss ja nicht nur alles Planung sein, oder? Man kann sich ja mal anfreunden, was auch schnell passierte. Wir haben viel geschrieben, etwas mit Skype über Video geredet und viel gelacht. Langsam merkte ich, dass „Vereinsarbeit“ ja auch Spaß machen kann.. Und das nicht nur, indem man mit den Mitgliedern etwas Witzchen macht.

Kurz darauf kam aber ein kleiner Schock: Die Studentin kam am ersten Tag nach den Schulferien, und da kann man nur mit ärztlichen Attest fehlen. Ausnahmen bilden da die rar gesäten Beurlaubungen, welche von der heiligen Schulleiterin abgesegnet werden müssen. Als mir das klar wurde ging ich zu ihr und fragte erst einmal, ob es überhaupt möglich sei, an dem Tag frei zu bekommen.. Die Hintergründe, oder gar den Verein zu erwähnen kam in dem Moment erst gar nicht in Frage! Zu groß war einfach die Angst, sie könne mich fertig machen.. nur wegen etwas, was ich empfinde, denke und fühle… Ich fühlte mich ein wenig an § 175 des deutschen Strafgesetzbuches erinnert, und an Begriffe wie „entartetes“ Verhalten. Kaum zu glauben, was ich für eine Angst hatte, dass das heraus kommt…

Dummerweise fragte die Schulleiterin dann, wie mich die Studentin fand, welche Hintergründe es hätte, und welches Thema, das GENAUE Thema. Ich versuchte es so g r o b und allgemein wie möglich zu fassen. „Eine Studie zum Thema Sexualität in der Anthropologie“ erschien mir passend und ließ genug Spielraum für Spekulationen, worum es genauer ging. Doch dann fragte sie wieder „Wie kamst du dazu? Geht das alles über einen Verein?“ Ich, wieder mit dem Mund schneller als dem Kopf, sage natürlich wie aus der Pistole „Ja!“. Schon eine Sekunde später wäre ich am liebsten im Boden versunken „Oh das ist ja Klasse, wie Sie sich engagieren! Können Sie mir einer Bestätigung des Vereins überreichen? Nur damit ich weiß, dass Sie nicht blau machen?“ Mann, mir war so gar nicht nach Lachen zumute.. Ich wollte erst einmal so schnell wie möglich aus ihrem Raum und durchschnaufen, überlegen, was nun zu tun sei..

Ein paar Tage später hatte ich ein Formular von einem der weiteren Mitglieder, schön kurz und knapp, wie ich es wollte. Und auch schön allgemein gehalten. Es stand nichtmals das Wort Sexualität drin, nur Studie! Perfekt… dachte ich, bis ich daran dachte, dass sie bestimmt den Begriff googeln wird: Zeta. Und der erste Link bei Google führt sofort zur Seite, na herrlich!

1000 Sachen schossen mir durch den Kopf: „Was ist wenn sie ein ‚Anti‘ ist?“ „Was passiert, wenn sie es im Lehrerzimmer herumerzählt?“ „Wenn es meine Lehrer erfahren und mir schlechte Noten geben?“ „Von da an ist es ja auch nicht weit zu den Schülern und meinen Freunden, von denen bis heute noch keiner etwas davon weiß…“ „Was ist wenn meine Eltern all das heraus finden?“
Besonders beim letzten Gedanken wurde mir ganz übel.. meine Eltern hadern bis jetzt damit, dass ich schwul bin, und dann noch ’sowas‘? Nein.. dann kann ich gleich meine Sachen packen..
Ja.. ganz schön viele Ängste, und für mich in dem Moment gut begründet. Immerhin war alles möglich. Sie könnte mir die Hölle heiß machen..

Schnell war dann auch der Tag, an dem ich es ihr erklären musste, ihr die Zettel geben musste, und ihren Segen haben musste. Die Schulleitung muss ja vorplanen! In der ersten Pause stehe ich dann vor ihrer Türe und klopfe an „Die Höhle des Löwen“ war was mir durch den Kopf schoss und mich zumindest davon abhielt zu zittern. Ich hatte so eine Angst, und schon wieder gingen mir 1000 Sachen durch den Kopf: „Ist sie gar von den ‚Antis‘?“ Und DAS war der Moment wo mir schlagartig kalt wurde! Sie hat Fotos von mir, die Adresse.. die Telefonnummern meiner Eltern! Oh, jetzt hatte ich wirklich Angst! Sie könnte meine Eltern anrufen, bevor ich mich auch nur rechtfertigen kann und sie geradezu gegen mich hetzen. Das Telefon war direkt neben ihr. Innerhalb von nicht einmal 2 Minuten könnte sie meine persönliche Hölle einleiten..

Dann rief sie freundlich „Herein?“ und ließ mit einem Wort das Blut in den Adern gefrieren. Langsam ging ich herein und gab ihr zuerst wortlos die Zettel, bevor ich zu erklären begann, dass ich mich hätte beurlauben wollen und das ja schon geklärt hatte mit ihr. „Natürlich ich erinnere mich an Sie!“ meinte sie daraufhin lächelnd.. Und ich hatte nur noch mehr Angst. Besonders da sie dann die Zettel in ihre Tasche kramte. Ich bekam sie nicht wieder, sie wird Zeta googeln! „Dürfte ich sie um etwas Persönliches bitten?“ fragte ich dann einfach schnell. Nun hatte ich wirklich ihre Aufmerksamkeit… „Können Sie bitte den Verein Zeta und dessen Absichten und Ziele unter vier Augen behalten?“ Auf ihren fragenden Blick hin erklärte ich alles: Wofür steht ZETA, was sind grob ihre… unsere Ziele, was wollen wir erreichen. Ohne Punkt und Komma haute ich alles raus! Im Hinterkopf malte ich mir dabei die schlimmsten Szenarien aus: Wie reagiere ich, wenn sie von den ‚Antis‘ ist? Kann ich reagieren? Würde sie es riskieren? Sie ist doch Schutzbeauftragte.. könnte ich sie so verklagen wenn sie alles verrät? Sollte ich das? Was wird aus meinem Abi? Meiner Ausbildung?!

Sie schaute mich an, ich schaute sie an.. es war wirklich Totenstille.. Dann ergriff sie das Wort, mit einem Lächeln (!) „Schade, dass Sie nicht offen dazu stehen wollen, oder besser gesagt können. Wer weiß, vielleicht erreicht Zeta es, Toleranz und Aufklärung zu verbreiten, ich hoffe es für Sie.“ WOW! Das hinterließ einen Eindruck! Keine Wut, keine Abscheu.. kein Auslachen.. Dann durfte, oder besser musste ich auch schon bald gehen, wollten ja noch schließlich andere zu ihr..

Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich mir etwas zu viel Panik gemacht habe und lieber einfach hätte schauen sollen was passiert, bzw. wie sie reagiert. Ich bin froh diesen Schritt gegangen zu sein, und habe nun den Mut zusammengefasst, es in nächster Zeit meiner besten Freundin zu erzählen. Hoffen wir mal, dass sie ebenfalls so reagiert…