Eigentlich gelten Studentenverbindungen ja als konservativ, autoritär und reaktionär. In den Niederlanden aber gibt es eine Verbindung, die sich gegründet hat, „um einen dritten Weltkrieg zu verhindern“. Das Credo dieser Verbindung ist: „Solange Menschen miteinander sprechen und diskutieren, greifen sie nicht zur Gewalt“ und sie sagen auch: „Wenn du Druck, Macht oder Gewalt brauchst, um dich durchzusetzen, heißt das nur, dass du zu dumm warst, gleiches mit Argumenten zu tun“. Aus dieser sehr sympathischen Weltanschauung heraus hat sich eine tolle Gruppe entwickelt, die uns am vergangenen Wochenende einlud, mit ihnen über das Thema Zoophilie zu diskutieren.
Wir reisten gleich mit 4 Vereinsmitgliedern und in Begleitung einer Tierschutzaktivistin an und wurden dort sofort freundlich begrüßt. Unser Vorsitzender Patrik eröffnete die Debatte mit einer kurzen Rede, in der er auf unsere Positionen zu den verschiedenen Aspekten des Themas einging. Im Anschluss hatten die insgesamt 25 Diskussionsteilnehmer Gelegenheit, ihre Fragen zu stellen. Es waren viele sehr gute, wichtige und intelligente Fragen dabei, die sich auf verschiedenste Weise um zoophile Mensch-Tier-Beziehungen drehten.
Im Anschluss an den offiziellen Teil der Debatte wurden wir noch zum Abendessen eingeladen und haben mit jenen, die noch Lust auf weiteren Gedankenaustasch hatten, noch bis in den späten Abend weiter diskutiert und gelacht. Wir werden diesen sehr schönen Abend mit diesen geistig und sozial sehr reifen Studenten noch lange in positiver Erinnerung behalten.
Nachfolgend die Eröffnungsrede:
Eine Anekdote !
Ich habe Ratten. Sie sind alt und deswegen muss ich leider ziemlich oft zum Tierarzt.Wenn ich im Wartezimmer sitze, nehme ich oft eine aus ihrem Transportbehälter und schmuse mit ihr. Es ist aber eine Ratte und jeder in diesem Wartezimmer reagiert sofort darauf. Die meisten Leute grinsen nur darüber. Andere, besonders Kinder sind fasziniert, aber immer wieder ist einer dabei, der sie hasst.
Das letzte Mal war es ziemlich bemerkenswert. Ich hatte Sissi auf dem Arm, sie lag auf der Seite, umfasste meinen Daumen und machte kleine zirpende Geräusche vor Wohlbehagen, als ich sie hinter den Ohren kraulte.Für alle Zuschauer war das ein süsser Anblick, nur eine Frau war verängstigt. Ich habe dann behauptet, dass sie irgendwann gelernt hat Ratten zu hassen, aber sie meinte, das wäre nicht gelernt. Da habe ich sie gefragt, was so schrecklich an meinem Haustier ist und sie antwortete, dass sie einmal einen Jungen kannte, der eine Ratte hatte, die einfach herumlief.
Es war nicht meine erste Begegnung dieser Art, und wenn ich die Vorurteile, die ich gegenüber Ratten gehört habe ernst nehmen würde, dann könnten sie sich durch Jungfernzeugung vermehren, ihr Geschlecht verbergen, durch Wände gehen, biologische Waffen bauen und technische Geräte im Radius von 50 Metern nur durch Geisteskraft zerstören. Über den Horrorfilm „Willard“ mit Crispin Glover haben die Filmemacher erzählt, dass dieser Angsteffekt nur vom Licht abhängt. Das Problem mit den Ratten ist, dass wenn man sie in der Dunkelheit zeigt, man natürlich nichts sieht. Doch wenn man sie im vollen Licht zeigt, sind sie einfach nur süsse Tiere. Also muss man sie in einem „Halbdunkel“ zeigen, so dass die Zuschauer sie nicht wirklich sehen können, aber doch mitbekommen, dass dort irgendetwas im Schatten ist. Das erzeugt den Horror. Jetzt will ich aber heute nicht über Ratten sprechen, sondern über eine sexuelle Orientierung, die man Zoophilie nennt.
In den letzten Jahrtausenden haben zoophile Menschen es vorgezogen, im Verborgenen zu leben. Aber in den letzten Jahren haben sich gewisse Leute entschlossen, dieses Thema in ein Zwielicht zu rücken, den Leuten damit Angst zu machen und das leider mit grossem Erfolg. Ich werde nun versuchen dieses Thema ins Tageslicht zu ziehen, so dass Sie sich Ihre eigene Meinung bilden können.
Die Basis!
Der Begriff Zoophilie kommt aus der Gruppe der Paraphilien, welche der wissenschaftliche Ausdruck für sexuelle Perversion ist. Es hat niemals eine intensive Erforschung der Zoophilie gegeben, und wie weit diese Paraphilie verbreitet ist, ist immernoch umstritten. Einige Arbeiten zur Zoophilie wurden zwar erstellt, aber keine hat großes Interesse und weitere Forschungen in der wissenschaftlichen Gemeinschaft ausgelöst. Sie wird im Allgemeinen als eine seltene Perversion, die nicht weiter wichtig ist und um die sich keiner kümmert wahrgenommen. Das ist bis zu einem gewissen Grad verständlich. Würden Sie sich für eine sexuelle Aktivität interessieren, die nicht ihre eigene ist, die Sie möglicherweise abstossend finden und von der sie meinen, dass diese nur von ein paar Irren ausgeübt wird, aber von keinem den Sie kennen.
Man könnte Zoophilie als Sexualität zwischen Menschen und Tieren definieren. Ein neutralerer Begriff wäre wohl zwischenartliche Sexualität.
Das spezielle Problem mit der Zoophilie ist, dass sie vielfältiger ist, als dieser Oberbegriff vermuten lässt. Eine zoophile Person, oder wie wir sagen, „ein Zoo“, wird nicht von allen Tieren angesprochen. Manche stehen auf Pferde, manche auf Hunde, manche auf Delfine, manche auf andere Tierarten, manche auf zahlreiche Tierarten, und es gibt auch mehr Unterschiedlichkeit in der Sexualität als nur die unterschiedlichen Tierarten. Es gibt Zoos, die Menschen gegenüber heterosexuell fühlen und Tieren gegenüber, zum Beispiel Hunden, nur homosexuelle Gefühle haben.
Wenn man jetzt zwei Leute als Zoophil bezeichnet, dann glaubt man, dasd sie die gleiche Sexualität haben, aber das haben sie wahrscheinlich nicht.
Ein anderes Problem mit diesem Begriff ist, dass Sexualität in der Welt der Menschen einen besonderen Platz einnimmt. Bei Tieren ist es normal, dass sie auch sexuelles Verhalten gegenüber anderen Tieren zeigen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Biologisch gesehen sind Menschen auch Tiere, also sollte man das von ihnen auch erwarten. Wenn man jetzt von Zoophilie oder Anthrophilie, die das gleiche Geschehen aus der Sicht des Tieres beschreibt, begutachtet, gibt es definitiv keinen Unterschied. So muss man leider feststellen, dass es für die zoophile Gemeinschaft keine gute Idee war, diesen unklaren Begriff für sich zu nutzen.
Bevor ich dazu komme, wie das Leben als Zoo ist, möchte ich die Vorurteile, die momentan durch die Welt kursieren, mal aufzählen. Normalerweise werden Tierquäler und Zoophile in einem Atemzug genannt. Das kommt hauptsächlich durch die Presse, die natürlich irgendwelche sensationellen Begriffe benötigt, welche dann nicht weiter überprüft und falsch benutzt werden. Leider klingt der Begriff so ähnlich wie Pädophilie und kommt somit bei den Menschen schon deswegen mit einem negativen Beigeschmack an.
Dabei Zoophilie und Pädophilie nicht im geringsten vereinbar, aber da diese Worte schon so sehr verbreitet sind, regen sich Menschen schon auf, wenn man versucht dieses Missverständnis zu korrigieren. Das führt zu dem Problem, dass wenn man sich selbst als Zoophiler bezeichnet, die Menschen einen sofort für einen Vergewaltiger halten und nicht mehr zuhören, bevor man überhaupt angefangen hat zu sprechen.
Der Begriff Zoophilie ist in den Medien aber auch in anderer Weise missbraucht worden. Wenn man dem STERN folgen will, dann ist Zoophilie eine krankhafte Liebe zu Tieren und wenn jemand ein aggressives Verhalten gegenüber Tieren zeigt, so wie die Pferde- und Rinderripper, wird dieses auch Zoophilie genannt. Ich habe auch einen Artikel gelesen, indem ein Mensch mit einer Kuh Sex hatte und ein Fall von Zoophilie vermutet wurde, was das jetzt auch immer bedeuten soll. Man kann also sagen, dass wenn jemand Sex und Tiere in einem negativen Zusammenhang bringen will, benutzt er diesen Ausdruck. Abgesehen vom generellen Missbrauch der Terminologie gibt es bestimmte Vorwürfe und Gerüchte, die heutzutage allgemein verbreitet sind. Ich habe jetzt nicht die Zeit, all das, was ich gehört habe, wiederzugeben, aber ich werde versuchen, dieses in Kategorien einzuordnen und zu besprechen.
Tiere können nicht sprechen und deswegen können sie nicht kommunizieren
Dieses Argument beginnt schon mit dem Missverständnis, das Tiere nicht kommunizieren und keine Zustimmung ausdrücken, weil sie nicht sprechen können. Die meisten Menschen haben kein Problem damit, wenn ein Mensch Sex hat, der nicht sprechen kann. Ebenfalls ist ihnen vertraut, dass Tiere ausdrücken können, wenn sie etwas zu fressen haben, rausgehen oder spielen wollen. Aber aus irgendeinem magischen Grund gehen sie davon aus, dass Tiere unfähig sind vermitteln zu können, ob sie Sex haben wollen oder nicht. Wenn ich die Menschen aber frage, welcher Grund das sein könnte, dann wird die Frage nicht beantwortet.
Bei uns ist die Körpersprache wichtig. Besonders bei Körperritualen. Wenn man dieses Argument nun hinterfragt, wird sich von dem Thema komplett abgewandt oder es wird pseudoverstärkt mit dem Satz: Wir werden niemals wirklich wissen, was ein Tier will.
Es gibt sicher einige Dinge, die eine verbale Kommunikation erfordern, das ist richtig. Wenn ich zum Tierarzt gehe, würde ich gerne mit meinen Tieren über ihre Krankheiten sprechen, kann ich aber nicht. Aber um sein sexuelles Verlangen auszudrücken, braucht ein Tier keine Wortsprache. Manchmal frage ich die Leute direkt: Wenn sie eine Frau sind und ihr Hund bekommt einen „Ständer“ und versucht auf sie draufzuspringen, was wird er wohl wollen?
Dann weichen die Leute auf das nächste Argument aus: Tiere leiden, wenn sie mit Menschen Sex haben.
Es gibt allerdings nur eine Wahrheit, die man beim Sex beachten sollte:
Wenns nicht passt, nicht drücken!
Aber selbst wenn die Leute akzeptieren, dass sie gar nicht die Kraft in Sachen Sex haben, die Leiden verursachen könnte, bleiben sie dabei, dass Tiere aus irgendeinem geheimnisvollen Grund geistig oder seelisch leiden, wenn sie mit einem Menschen Sex haben.
Ein Esel kann Sex mit einem Pferd haben, ohne geistig zu leiden, aber nicht mit einem Menschen. Das ist einfach so.
Oder auch das nächste Argument: Tiere sind etwas anderes. Meistens wird das Argument vorgebracht, das Tiere und Menschen einfach etwas anderes wären.
Tiere sind wie Kinder und deswegen sollte man keinen Sex mit ihnen haben.
Menschen sind keine Tiere und deshalb sollte man mit Tieren keinen Sex haben.
Dabei wird alles vorgebracht, was Menschen von Tieren unterscheidet, sogar Gott kommt ab und zu ins Spiel, und was er sich bei seiner Schöpfung gedacht hat. Normalerweise kann man diese Anklagen sehr leicht entlarven. Aber trotzdem sollte man die Ängste, die sich dahinter verbergen, ernst nehmen, und das tun wir auch. Man muss sein Tier kennen. Man muss mit ihm in gewisser Weise auch kommunizieren können.
Es sollte zwischen Ihnen und Ihrem Partner eine emotionale Beziehung geben. Aber das gilt eigentlich bei allen sexuellen Beziehungen und nicht nur bei Zoophilen. Man ist kein besserer Mensch, weil man ausgerechnet ein Zoo ist. Es ist nicht die Sexualität, die einen dazu treibt, jemanden zu etwas zwingen oder nicht. Wenn man Sex mit einem Tier gegen dessen Willen hat, dann ist das einfach Vergewaltigung. Wir Zoos verachten Vergewaltigung, genauso wie andere Menschen auch.
Das Leben eines Zoophilen!
Wie sieht das Leben tatsächlich aus ? In den eigenen vier Wänden ist das Leben ganz normal. Man hat seinen Partner um sich und es ist eine liebevolle Beziehung wie jede andere. Der Sex, wenn es den überhaupt gibt, denn es gibt auch viele Zoophile ohne ein Sexualleben, ist mit jeder anderen Beziehung zu vergleichen. Einen Partner zu finden ist auch ähnlich. Wenn man heterosexuell ist, dann haben Sie vielleicht bemerkt, dass man jeden des anderen Geschlechts automatisch taxiert, ob er sich als Paarungspartner eignet oder nicht, wenn man ihn das erste Mal sieht. Das ist bei den Zoos dasselbe, nur dass es eben um Tiere geht.
Das schöne Mädchen auf der Strasse ist dann eben ein Pferd oder ein Hund. Das krankhafte Verhalten sexueller Belästigung, sich im Schatten verstecken, bis einen die Natur zwingt, jemanden zu vergewaltigen, das kommt einfach nicht vor.
Das ist eine ganz normale Sexualität, nur das sie sich eben auf Tiere bezieht.
Es tut mir leid jene zu enttäuschen, der hier eine geheimnisvolle Aktivität vermuten, aber es ist einfach ein ganz normales Alltagsleben.
Die einzigen Unterschiede kommen dann, wenn dieses Alltagsleben mit der Gesellschaft kollidiert. Man kann eben nicht ein Pferd zu einem Candle Light Dinner mit in ein Restaurant nehmen und man kann seine Ratten nicht auf dem Tisch laufen lassen, wenn man zu Heiligabend mit der Familie zusammensitzt. Man braucht auch nicht erwarten, dass jemand einen ernst nimmt, der sagt: „Ich liebe meine Katze.“
Zoos geraten mit der Gesellschaft oft aneinander, besonders, weil man sie nicht ernst nimmt. Das führt ab und an zu Verhaltensstörungen. Manche werden depressiv, andere können zynisch werden. Diese gesellschaftliche Zurückweisung kann einem als Zoo schon das Leben vermiesen. Dazu kommt dann noch, dass einen die kurze Lebensspanne der Tiere zwingt, oft einen traurigen Abschied zu nehmen, Beieinem Menschen kann man in der Regel davon ausgehen, dass man bis zum Ende des gemeinsammen Lebens zusammenbleibt. Also kann man festhalten dass Zoophilie selber nicht als Krankheit gesehen werden kann, sie aber durch von aussen bedingte negative Lebenserfahrung dann doch zu geistigen oder seelischen Störungen führen kann.
Das soziale Stigma und die Angst
So langsam kommen wir zum Kern der Angelegenheit. Ich sagte schon, dass es ein soziales Stigma gibt, das mit der Zoophilie einher geht. In den vergangenen Jahren aber habe ich jedoch gelernt, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Sicherlich gibt es einige hasserfüllte Leute, die auch vor extremen Aktionen nicht zurückschrecken. Anpöbeln, verängstigen, in sozialen Medien zum Hass aufrufen, Leute stalken, Betrug, Denunzierungen. All diese Dinge passieren. Normalerweise kommen sie eher von rechtsextremen Leuten, aber in Wirklichkeit kann man das auf eine Handvoll Schlüsselpersonen zurückführen, die für die Öffentlichkeit nicht repräsentativ sind.
Auch sind Leute, die von Zoophilie nur in einem negativen Kontext gehört haben, normalerweise dagegen eingestellt, aber das währt nur solange, wie es sich um jemanden handelt, der weit von ihnen entfernt ist. Wenn sie dann damit konfrontiert sind, dass es jemand ist, den sie gut kennen und nicht hassen können, dann ändern sich diese Leute normalerweise schnell. Das grösste Problem ist die selbsterfüllende Prophezeiung, dass Zoophilie dieses soziale Stigma hat. Denn es gibt eine Menge Leute, die Angst vor den Konsequenzen haben, wenn sie sich als Zoophile outen, oder die einen kennen, einen beschäftigen, einen in der Familie haben oder einfach nur mit einem sprechen.
Als ich mit Joris darüber gesprochen habe zu diesem Event hier zu kommen, informierte er mich, dass die Führungsebene entschlossen hat, Videoaufnahmen zu verbieten, wegen möglicherweise schlechter Presse. Denken Sie einen Moment darüber nach. Solange meine Sexualität nicht bekannt ist, ist es kein Problem, aber wenn Leute wissen, dass meine Freundin kein Mensch ist, dann gibtt das schlechte Presse. Wenn man über etwas redet, worüber man normalerweise selten spricht, dann mag das schlechte Presse geben. Es ist nicht wichtig, dass wir von Deutschland aus angereist sind um diese Wissensfragen hier zu beantworten, es ist nur wichtig, welcher Art und welchem Geschlecht
unserer Liebsten angehören.
Das Schlechte daran ist, dass die Schuld daran beiseite geschoben wird. Wir diskriminieren keinen aber wir haben einfach nur Angst, dass Leute, die andere diskriminieren, schlecht über uns reden könnten. Mal im Ernst, wenn man sich selber diskriminiert, bevor andere das tun, ist es immer noch Diskriminierung. Man wird aber nicht durch die Furcht vor dem eigenen Handeln akzeptiert. Wir sind die Opfer, nicht Sie. Komischerweise wird diese Argumentation, dass man diese Angst hat, jemand anderes könnte einen selber diskriminieren, so ziemlich von jedem in der Zoophilen Community benutzt. Wenn die Zoophile Community ein Signal in den letzten dreissig Jahren gegeben hat, dan dieses, dass sie völlig recht haben uns zu diskriminieren. Dafür können wir leider kaum Aussenstehende verantwortlich machen.
Der Grund, warum wir heute unter antizoophilen Gesetzen leiden, ist, dass Zoos nicht den Mund aufgemacht haben, als sie die Gelegenheit dazu hatten.
Und weil jeder davon ausgeht, dass er diskriminiert wird, macht auch keiner den Mund auf. Ich möchte diesen Teufelskreis durchbrechen, aber leider komme ich zwanzig Jahre zu spät. Ich komme gleich noch zu diesen antizoophilen Gesetzen, aber ich möchte erst noch die Geschichte der Zoophilie etwas mehr beleuchten. Ich nehme die Deutsche Geschichte, weil sie so beispielhaft ist. Es gab ein Gesetz in Deutschland, den § 175. Sodomie ist ein biblisches Wort für Perversion. Die genaue Bedeutung dieses Wortes ist nach Ort und Zeit eine andere. Normalerweise ist damit gleichgeschlechtlicher Sex gemeint, Analsex oder Sex mit Tieren. Ursprünglich verbot dieses Gesetz Sex zwischen zwei Männern oder zwischen Menschen und Tieren. Ironischerweise nicht zwischen zwei Frauen. Der Paragraf existierte von 1871 bis 1994 obwohl er praktisch seit 1970 nicht mehr angewendet wurde.
Das hier ist stark vereinfacht und dient nur zur groben Orientierung. Wie Sie sich vielleicht vorstellen können, wurde das Gesetz besonders während der Nazizeit stark herangezogen, davor und danach nur etwas. Es wurde einige Male revidiert und endgültig 1994 aufgehoben, weil es nicht mehr zum Deutschen Gesetzesverständnis im Allgemeinen passte. In der Zeit haben die Leute auch gemerkt, dass es keine gute Idee ist, Menschen wegen ihrer Sexualität ins Gefängnis zu sperren, aber durch dieses Gesetz wurden Homosexualität und Zoophilie die ganze Zeit gedanklich verbunden.
In den letzten Jahren hat sich die schwule Gemeinschaft dann dagegen gewehrt und Homosexualität ist nun in Deutschland akzeptiert. Die Zoophile Gemeinschaft blieb still. Heute ist Zoosexualität wieder verboten, obwohl es diesmal im Tierschutzgesetz steht. Die schwule Gemeinschaft hat das nicht weiter gestört. Sie möchten mit uns nicht sprechen. Anscheinend ist Diskriminierung nur schlecht, solange man selber das Opfer ist. Heute ist es in jedem Land das Gleiche. Jemand behauptet, dass es Tierbordelle gibt, dass deren Anzahl steigt und dass das ein Problem sei. Um die Tiere zu schützen wird Sex mit Tieren dann verboten.
Mit dem Gesetz gibt es aber einige Schwierigkeiten. Erstens existieren diese Tierbordelle nicht. Bisher hat auch niemand definiert, woran man solch ein Tierbordell erkennen soll, und es hat noch keiner eines gefunden. Dieses Gerücht ist in einer Zeitschrift vor einigen Jahren aufgekommen und es gibt immer noch Leute, die das glauben. In Deutschland zumindest ist das Verbot einer sexuaellen Orientierung nicht möglich, und überhaupt ist es in der Agrarindustrie gängige Praxis, den Samen eines Tieres zu gewinnen und diesen dann zu verkaufen. Und diesen Samen gewinnt man, indem man ein Tier mastrubiert oder dessen Prostata massiert.
Das Tier wird hierbei nicht nach seinem Einverständnis gefragt, aber hier geht es ja um Geld und Industrie und dann ist das in Ordnung. Die Politiker wissen natürlich auch, dass sie legal solch ein Gesetz nicht machen können. Sie wissen, dass Tierbordelle eine Erfindung sind und auch, dass sie sich mit der Industrie nicht anlegen können. In Deutschland sollte die letzte Tierschutzrevision das Kastrieren von Ferkeln ohne Betäubung und das Heissbrennen von Pferden verbieten, aber das ist nicht passiert, weil es die Industrie Geld kosten würde. Dabei sprechen wir hier von fünf Euro pro Narkose eines Ferkels zum Beispiel. Also brauchte man einen Sündenbock, und nun überlegen Sie sich mal auf wen man dann kam, wer sich bestimmt nicht wehren würde. Es sind die gleichen Leute die sagen, man darf ein Tier mit einem glühenden Eisen verbrennen oder einem Tier einfach die Hoden abschneiden bei vollem Bewusstsein, aber man darf nicht mit einem Tier im gegenseitigen Einverständnis Sex haben, weil das Tier dabei verletzt werden könnte.
Das Zoophilieverbot unterstützt in Wirklichkeit den Tiermissbrauch und nicht andersrum. Wir sind allerdings in die Gegenoffensive gegangen und haben gegen das Gesetz Rechtsmittel eingelegt, aber diese Bürokratie ist langsam und kostet Unsummen. Übrigens war es schon immer illegal, Sex mit einem Tier zu haben, wenn
dieses dabei verletzt wurde oder Schmerzen hatte, und wir sind auch völlig dafür, dass das so bleibt. Was in diesem Gesetz neu ist, ist, dass Sex mit einem Tier kriminalisiert wird, bei dem das Tier sich wohlfühlt und Spass hat.
Herausfordernde Zeiten
Zoos durchleben gerade eine herausfordernde Zeit.Wir sind einen Fingerbreit von einem Weltweiten Verbot unserer Sexualität entrfernt, und die Furcht, diskriminiert zu werden, ist zu einer ernsthaften Bedrohung geworden. Die Community muss noch lernen, dass den Kopf in den Sand zu stecken und das auszusitzen überhaupt nichts bewirkt. Es heisst im Moment: Jetzt oder nie. Jedem sonst kann ich sagen, im Moment sind wir dabei eine Kommunikation zu ermöglichen. Zoophilie ist mehr und mehr zu einem Thema geworden, und die Leute verlieren ihre Angst davor. Die Presse hat ihr Verhalten insofern geändert, als dass sie nicht mehr mit dem Finger auf die Perversen zeigt, sondern mit uns diskutiert. Vor zwei Jahren wäre eine Diskussion wie diese hier nicht möglich gewesen. Dieser Zustand bringt auch interessante Möglichkeiten für die Wissenschaft.
Ich bin fest davon überzeugt, dass es noch viel zu lernen gibt. Zoophile bringen eine neue Sichtweise auf die Beziehung zwischen Menschen und Tieren mit, auf Sexualität im Allgemeinen und auf soziales Verhalten. Es gibt viel Unentdecktes, das dort auf einen Wissenschaftler wartet, der es erforscht. Einen Rest der Leute, werd ich eine Warnung aussprechen. Die Presse und die Wissenschaft interessieren sich immer mehr für dieses Thema, aber die Politiker gehen in eine andere Richtung und schreiben Hass, Furcht und Vorurteile in den Gesetzen fest. Wir reden hier nicht von Inkompetenz, sondern wir reden von Leuten, die tatsächlich glauben, es wäre in Ordnung, jemanden für seine Sexualität auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen. Auch wenn es sie Ihnen egal sein wird und ich keine Sympathie erwarten kann für jemanden, vor dem Sie sich möglicherweise ekeln, so möchte ich Ihnen doch ins Bewusstsein rufen, was Leute, die Sie wählen, so tun.
Ich möchte mit einem Zitat aus der Nazizeit von Martin Niemöller schliessen und überlasse es Ihnen, ob es wieder an Relevanz gewinnt:
Erst kamen sie für die Sozialisisten und ich hab nichts gesagt, denn ich war ja kein Sozialist.
Dann kamen sie für die Gewerkschafter und ich habe nichts gesagt, denn ich war ja kein Gewerkschafter.
Dann kamen sie zu den Juden und ich habe nichts gesagt, denn ich war kein Jude.
Dann kamen sie zu mir und es war keiner mehr da, der für mich etwas hätte sagen können.