Wie sehen wir die Zoophilie?

Wie sehen wir die Zoophilie?
Wir sehen die Zoophilie als die Liebe zwischen Mensch und Tier auf Augenhöhe unter Berücksichtigung der für das Tier üblichen sozialen Standards und Interaktionen.  
 
 Zoophilie, was ist das eigentlich?
In der öffentlichen Diskussion wird Zoophilie oft als etwas rein sexuelles verstanden, dabei spielt Sexualität in der Beziehung zu unseren Tieren eine eher untergeordnete Rolle. Es gibt viele Schattierungen von Zoophilie, genauso wie es viele unterschiedliche Arten von Beziehungen zwischen Menschen gibt. Was uns eint ist aber das Bedürfnis nach einer gleichberechtigten Beziehung zu Tieren. Auch wenn die Gesellschaft im öffentlichen Raum Grenzen setzt,  und natürlich auch die Sicherheit unserer und anderer Menschen und Tiere ein wichtiger Faktor ist, ist es für uns essenziell wichtig, dass die Tiere in unseren Beziehungen, wo immer es machbar ist, so viele Freiheiten haben wie möglich.

Wie wichtig ist eine emotionale Bindung zum tierischen Partner?
Es klingt für die meisten Menschen unvorstellbar, aber ein Zoophiler kann sich spontan oder über die Zeit in ein Tier verlieben. Genauso wie das Menschen untereinander passiert. Wer zoophil ist, der hat in der Regel einen direkteren Zugang zu den Gefühlen und Denkweise von Tieren als viele andere Menschen. Das heißt, er empfindet Freude und Leid eines Tieres,  als erlebe er sie selbst.
Ein Zoophiler ist bereit und in der Lage, verschiedenede Arten von Beziehungen zu Tieren aufzubauen. So wie es bei anderen Menschen Bekannte, Freunde, beste Freunde, Seelenverwandte, Familie, Liebhaber, Lebenspartner und noch so viele andere gibt, so gibt es auch bei Zoophilen diese Arten von Beziehungen zu Tieren. 

Und was ist mit der Sexualität?
Wir verstehen in Tieren Wesen, die ab ihrem Erwachsenenalter eine eigene Sexualität und das Bedürfnis für Beziehungen entwickeln. Zumindest gilt das für alle Säugetiere soweit wir wissen. Ein Zoophiler, der mit einem Tier zusammen lebt, ist in der Regel der beste Freund des Tieres. Was leider in der Öffentlichkeit allgemein als ‚undenkbar‘ angesehen wird, ist, dass ein Tier ein körperliches Verlangen nach einem Menschen entwickeln kann. Das betrifft meist Zoophile und überrascht Menschen, die zoophil sind, aber diese Seite ihrerseits unterdrückt oder nicht haben. Tiere spüren in der Regel solche Bedürfnisse besser als Menschen selbst. Besonders eng bei Menschen lebende Tiere wie Hunde können sich sogar selbst einen ‚Schlafzimmerblick‘ beibringen. Wenn sie denn wollen. Denn so schnell sie gelernt haben, wie sie ihren Menschen am einfachsten zum Gassi gehen aus dem Bett holen oder zu einem Leckerli überreden können, so leicht ist es für sie, auch das dem Menschen verständlich zu machen. Andere Tiere beginnen ihr artspezifisches Flirt- beziehungsweise Paarungsverhalten gegenüber einem Menschen, der ihnen gefällt. Das ist unsere Lebensrealität. So spannend oder unspannend wie jede Beziehung.

Wo sind die Grenzen?
Die gesetzliche Grenze besteht dort, wo Tiere Schäden, Leiden oder Schmerzen zugefügt werden. Wir ziehen diese Grenzen jedoch deutlich früher. Diese Grenzen und weitere ethische Werte haben wir bereits vor Jahrzehnten in den ZETA-Prinzipien festgehalten:
Die Zeta-Prinzipien lauten:
  • Behandle ein Tier mit dem gleichen Respekt, mit dem auch Du behandelt werden willst.
  • Betrachte das Wohlergehen Deines tierischen Partners als genauso wichtig, wie Dein eigenes.
  • Bedenke, dass das Wohl des Tieres wichtiger ist als Dein Wunsch nach sexueller Befriedigung.
  • Stehe denen, die Fragen haben, mit Rat zur Seite, aber stifte niemanden zur Zoophilie an.
  • Rate denen, die nur nach einem „sexuellen Kick“ suchen, vom Sex mit Tieren ab.
  • Kämpfe gegen die sexuelle Ausbeutung von Tieren zum Zwecke des finanziellen Gewinns.
  • Kämpfe gegen die, die sexuellen Missbrauch an Tieren betreiben, oder andere dazu anstiften wollen.
Wenn von Verhalten gesprochen wird, das mit diesen Werten unvereinbar ist, dann ist nicht von Zoophilie die Rede, sondern von anderen Themen, die mit Zoophilie vermischt werden.
z:B.:
Jemand, der sich als Zoophiler bezeichnet, sich aber durch den Zwang und die Kontrolle die er über ein Tier haben kann, erregt, der ist kein Zoophiler. Ohne wenn und aber. Und dieser Mensch sollte unserer Meinung nach auch dringend einen Therapeuten suchen. ‚Nein heißt nein‘ gilt auch bei Tieren. Und wer ein Nein nicht versteht muß je nach Tierart eben öfter mal ins Krankenhaus.
Ebenfalls lehnen wir jegliche intimen Handlungen ab, die dem Tier nicht die Möglichkeit geben sich frei zu bewegen und diese Handlung selbstständig zu beenden. „Schatz ich habe heute Kopfschmerzen“ sagt auch manchmal ein Tier in seiner eigenen Ausdrucksweise. Völlig menschlich und auch bei Tieren normal.
Wir haben Freude, wenn unser Tier Freude hat, Wir leiden, wenn unser Tier leidet. Deshalb haben wir auch kein Verständnis dafür, wenn Menschen  Tiere für intime Handlungen trainieren. Wenn ein Tier Intimität möchte, dann muss es diese aus sich selbst heraus wollen und nicht zum Zwecke des Menschen dazu manipuliert worden sein. 
Dabei ist es die emotionale Beziehung, die es für diese Tiere möglich macht, eine andere Person in ihre Intimzone zu lassen. Es geht den Tieren wie uns Menschen auch: Ein Fremder darf einen nicht einfach so anfassen.

Was sagt der Gesetzgeber?
Laut §3 Absatz 13 Tierschutzgesetz ist es seit 2013 verboten:
    

ein Tier für eigene sexuelle Handlungen zu nutzen oder für sexuelle Handlungen Dritter abzurichten oder zur Verfügung zu stellen und dadurch zu artwidrigem Verhalten zu zwingen.   

Wir haben Verfassungsbeschwerde gegen dieses Gesetz eingelegt, weil das Gesetz in der öffentlichen Debatte oft als „Zoophilie-Verbot“ bezeichnet wurde. Das Bundesverfassungsgericht hat damals klargestellt, dass wir mit dem Gesetz nicht gemeint sind:

https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2016/bvg16-011.html
1. Die angegriffenen Vorschriften verstoßen nicht gegen den Bestimmtheitsgrundsatz des Art. 103 Abs. 2 GG. Der Tatbestand des § 3 Satz 1 Nr. 13 TierSchG wird in doppelter Hinsicht durch die Merkmale der „sexuellen Handlung“ und des „Zwingens“ zu einem „artwidrigen Verhalten“ begrenzt. Diese unbestimmten Gesetzesbegriffe sind zwar weder im angegriffenen Tierschutzgesetz noch in der Gesetzesbegründung definiert. Sie sind aber der näheren Deutung im Wege der Auslegung zugänglich; die Bedeutung etwa des Begriffs des „Zwingens“ ergibt sich im Zusammenhang des Gesetzes in Abgrenzung zu einem bloßen „Abverlangen“ und setzt ein Verhalten voraus, welches mit der Anwendung von körperlicher Gewalt vergleichbar ist. „

Im Kern handelt es sich bei dem Gesetz also um ein Tierbordell-Verbot und so ein Verbot befürworten wir.
Das mag mit Vorurteilen behaftete Leute verblüffen, ist aber so. 
Wir verabscheuen Tierhasser oder Tiersadisten. Und wir wollen, dass diese Menschen nie wieder Tieren nah kommen können. Aber gerade Videos und Bilder der Grausamkeiten, die diese Tieren antun, werden als Pseudeargumente gegen uns vorgebracht. 
Die Erkenntnis, dass Tiere für einen Menschen emotional den gleichen Stellenwert wie andere Menschen einnehmen können, ist in der Wissenschaft nicht neu.  Wenn  diese Beziehung wie jede andere Beziehung behandelt und rechtlich geschützt würde, wäre ein wichtiger Fortschritt für uns. Zum Beispiel: „Wer ein Tier, das einem Menschen wichtig ist, beeinträchtigt, schädigt den Menschen und wird bestraft.“ Dafür muß man das Rechtssystem nicht umkrempeln. Das ist auch der Grund, warum wir gegen das Fencehoppen sind. Selbst wenn der Fencehopper und das Tier sich einig sind und einen one-night stand oder eine tiefere Beziehung erleben, so wird doch in die Beziehung zwischen dem Tier und „seinem“ Menschen eingegriffen. 

Was sagt die Wissenschaft?
Die Wissenschaft steckt bei der Erforschung der Zoophilie noch in den Grundlagen. 
Es wäre beispielsweise ein größerer Fokus auf das Tier in der Beziehung wünschenswert. 
Fragen in der Forschung drehen sich bisher fast ausschließlich um den Menschen: Wer ist Zoophil? Wie erkennt man Zoophilie? Welche Korrelationen gibt es zwischen Zoophilie und anderen bekannten Phänomen wie bspw. dem Furry Fandom?
Laut Dr. Hani Miletski kann Zoophilie als echte sexuelle Orientierung angesehen werden. 
Eine sexuelle Orientierung ist dann gegeben, wenn laut der Definition von Francoeur (1991) 3 Aspekte zutreffen:
    
    1. Affektive Orientierung: mit wem gehen wir emotionale Bndungen ein?
    2. sexuelle Phantasien: um wen drehen sich unsere sexuellen Phantasien?
    3. Erotische Orientierung: zu wem fühlen wir uns sexuell hingezogen?
    
Alle diese 3 Aspekte treffen auf Zoophilie zu.
Erstaunlicherweise existiert in der Wissenschaft eine Lücke zum übergeordneten Konzept der Interspeziessexualität. Obwohl es bspw. Kreuzungen aus Tiger&Löwe, Schaf&Ziege, Pferd&Esel, Pferd&Zebra gibt und aus der Evolutionsforschung auch bekannt ist, dass verschiedene, genetisch kompatible Spezies Hybride hervorbringen können, die „fitter“ sind als ihre Eltern, wird hier bisher keine Verbindung zur Existenz von Interspeziessexualität beim Menschen hergestellt. Es wäre für uns wünschenswert, wenn die Wissenschaft nun die Tiere mehr in den Fokus nehmen würde.
Immerhin stellt sich immer mehr heraus, daß unsere Gesellschaft Tiere allgemein sehr unterschätzt hat. Das mag daran liegen, daß sie mit menschlichen Maßstäben bewertet wurden, was ihnen nicht gerecht werden kann – sie sind keine Menschen. 
Hier ist eine neue Sichtweise gefragt: für jede Tierart müsste separat erforscht werden, wie diese Tierart die Welt begreift und mit ihr umgeht. Darauf aufbauend müssten Methoden entwickelt werden, in denen Tiere danach gefragt werden, was Beziehung, Bindung, Sexualität für sie bedeuten.