Animal Cross, Zoophilie und die Wissenschaft

Ein Gastbeitrag von Charles Menni

Im Jahr 2023 gibt es nur noch wenige Länder, in denen zoosexuelle Praktiken nach wie vor legal sind. Vor den 2000er Jahren gab es nur in sehr wenigen Ländern entsprechende Gesetze. In den letzten 20 Jahren haben fast alle europäischen und nordamerikanischen Staaten Verbote. Einige sehen darin eine Bewusstseinsänderung, und die Tatsache, dass andere Länder die Zoophilie bereits verboten haben, wird sogar als Argument dafür angeführt, es ihnen gleichzutun und sich der repressiven Bewegung anzuschließen. Doch was rechtfertigt diese Verbote? Schützen diese Vorschriften wirklich die Tiere? Wer hat das so beschlossen?

In Frankreich gibt es eine Organisation, die den Kampf gegen Zoophilie besonders gut verkörpert: Animal Cross. Unter dem Titel "Animal Cross dénonce: la Zoophilie, les animaux, les nouveaux sex toys" (Animal Cross deckt auf: Zoophilie, Tiere sind die neuen Sexspielzeuge) legt der im Januar 2020 veröffentlichte Bericht die Argumentationslinie dieser Organisation in Bezug auf das, was sie als gesellschaftliches Problem betrachtet, fest. Mit einer dunklen Farbpalette und vielen Schwarz-Weiß-Bildern, auf denen Tiere hinter Gittern, in Ketten und Seilen oder sogar ein Kalb und ein Babykopf nebeneinander dargestellt werden, wirkt der Bericht wie eine Karikatur. Schon die ersten Zeilen geben den Ton an: "Tiere sollten vor sexuellen Raubtieren wie Zoophilen geschützt werden, genauso wie Kinder vor Pädophilen geschützt werden müssen". In diesem Artikel werden wir daher die Argumentationslinie dieses Berichts untersuchen, die Darstellung von Zoophilen im Detail erläutern und die vorgeschlagenen Lösungen diskutieren.

Darstellung der Zoophilie

Der Bericht beginnt mit einer kurzen Darstellung der Geschichte der Zoophilie. Die Autoren haben darauf geachtet, nur die strafrechtliche Seite der Zoosexualität zu erwähnen, eine alte Straftat, die auf die Entstehung des Judentums und des Christentums zurückgeht, die sie als Sünde betrachteten und als solche verurteilten. Es werden auch einige Gesetzestexte erwähnt, die sie unter Strafe stellten (Lex Carolina von 1532, das erste französische Strafgesetzbuch von 1791), aber auch die düsteren "600 bis 700 Hinrichtungen von Zoosexuellen [die] im 17. und 18. Jahrhundert in Schweden stattgefunden haben sollen". Wenn man  diesen Zeilen Glauben schenkt, könnte man sich fast vorstellen, dass es nie eine Toleranz in dieser Hinsicht gegeben hat. Der Text lässt jedoch die Entkriminalisierung in Frankreich im Rahmen der Strafrechtsreform von 1810, aber auch allgemein in Europa zu dieser Zeit völlig außer Acht(1). Er stellt jedoch klar, dass diese Gesetze "auf den Schutz der guten Sitten abzielten" und nicht auf den Schutz von Tieren. Es bleibt also abzuwarten, ob es Animal Cross gelingt, diese Neukriminalisierung mit der Notwendigkeit des Tierschutzes zu begründen. Nach der Erörterung des historischen Aspekts liegt der Schwerpunkt der Studie nicht auf den Hauptbetroffenen, d. h. den Tieren selbst, sondern vielmehr auf dem Profil  des Zoophilen. Er wird als Mann in den Dreißigern beschrieben, der seine Anziehung als Jugendlicher entdeckt hat, sehr häufig bisexuell ist und sich bewusst für eine Handlung entscheidet, da er sich emotional und sexuell von seinem Tier  angezogen fühlt. Er ist in die Gesellschaft integriert, kann in den unterschiedlichsten Berufen tätig sein und weist eine ausgeprägte Vorliebe für Pferde oder Hunde auf. Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass Zoophile in Deutschland über einen Verein verfügen, der ihre Interessen vertritt (den Zeta Verein, den sie nie kontaktiert haben) dass sie in Foren zu finden sind, wo sie diskutieren und Kontakt halten. Einige Zitate aus zoophilen Webseiten gehen auf die Art und Weise ein, wie Zoos ihre Handlungen rechtfertigen, sei es durch den Blickwinkel der Zustimmung, des Fehlens von Gewalt oder sogar durch die Gleichheit des Sexualaktes, der eine andere Art der Betrachtung von Tieren darstellt. Damit haben sie sogar den Sachverhalt recht gut getroffen, wenn auch vielleicht nur aus Zufall.

Die Arbeit spricht jedoch an, was sie als Unmöglichkeit des Tieres zur Einwilligung ansieht, und erklärt, dass das "wahre Macht- und Abhängigkeitsverhältnis zwischen Mensch und Tier von Anfang an feststeht: Es ist der Mensch, der füttert, beherbergt, erzieht...". Nichtsdestotrotz ist das Argument der Zustimmung wohlbekannt und in seiner Anwendung kompliziert(2), und eines ist sicher: Die Beschränkung auf diese kurze Erklärung kann nur eine abolitionistische Logik bestätigen. Denn wenn die Macht, die der Mensch über das Tier hat, als ausreichend angesehen wird, um ein Verbot zu rechtfertigen, obwohl es keine Beweise dafür gibt, dass sexuelle Handlungen an Tieren zu psychischen Schäden führen(3)
(man kann in dem Bericht lesen: (z. B. "Wir gehen hier nicht auf die psychologischen Folgen für die Tiere ein, die sehr groß sein müssen"), inwiefern wäre es dann nicht gerechtfertigt, ähnliche Praktiken wie die künstliche Befruchtung oder sogar die Haltung von Haustieren zu verbieten, da die Geburt von Tieren den Einsatz von Zuchtmethoden erfordert, die hier de facto mit Vergewaltigung gleichgesetzt werden? Warum sollte sich die Verwendung dieses Arguments auf Sexualpraktiken  beschränken? Nicht nur Vergewaltigungen sind traumatisierend. Warum sollte das Reiten auf Pferden, die in der Regel kastriert sind, körperlichen Zwang ausgesetzt sind, oft in Boxen gehalten werden, was nachweislich sowohl körperliche (Sehnenscheidenentzündungen, Rückenschmerzen, Magengeschwüre usw.) als auch psychische (Tics, Aggressivität,
Stress) Verletzungen verursacht, nicht verboten werden? Allein dieses Argument rechtfertigt nicht nur das Verbot der Zoophilie, sondern das Ende jeglicher Form der Tierhaltung. Es nur auf die Zoophilie anzuwenden, ist bestenfalls  Heuchelei, schlimmstenfalls Diskriminierung.

Wenn es sich um eine sexuelle Minderheit handelt, erweist sich das Schema des Kampfes gegen Abweichung und Perversion - das als Quelle vieler Übel, unter denen unsere Gesellschaft leidet, gebrandmarkt wird - und die Abscheu und Ablehnung, die es hervorruft, als besonders wirksam, um sich auf Zoophilie ein katastrophal auszuwirken. Es ist daher nur natürlich, dass ein Argumentationsstrang über Zoophile ihrem psychologischen Profil gewidmet ist. Der Bericht geht im Anhang ausführlicher auf eine mögliche Prädisposition für andere Paraphilien und für Formen von Gewalt, einschließlich zwischenmenschlicher Gewalt und Pädophilie, ein. Zu diesem Zweck stammen viele ihrer Quellen und Argumentationen direkt aus Marjolaine Barons(4) tierärztlicher Dissertation. Wir werden die zitierten Passagen analysieren.

Zunächst greift Frau Baron eine Studie aus dem Jahr 1988(5) auf, in der 14 Personen, die sexuellen Kontakt mit Tieren hatten, vorgestellt wurden und die eine Verbindung zwischen Sexualkontakt mit Tieren und dem Vorhandensein anderer Paraphilien herstellt. Dennoch sind diese Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen, denn in der Studie heißt es, dass "Kategorien, die weniger als 12 Personen enthielten, ausgeschlossen wurden, da die Anzahl der Personen als zu gering angesehen wurde, um diese Paraphilien zuverlässig zu repräsentieren"(6) : Mit nur 14 Personen, die Sexualkontakte mit Tieren hatten, sind wir nur sehr kanpp oberhalb dieser Grenze. Zweitens weist sie einen starken negativen Auswahlbias auf, da sie auf 561 Personen mit einer psychiatrischen Diagnose basiert.

Es wird eine weitere Studie aus dem Jahr 1998 erwähnt, die zeigen soll, dass "sexueller Kontakt mit Tieren mit aggressiven Tendenzen und psychologischen Störungen einhergeht". Die Ergebnisse der Studie basieren auf den Profilen von sieben Personen, die in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen wurden, die auf die Behandlung von jugendlichen Sexualstraftätern(7) spezialisiert ist. Auch hier handelt es sich nicht um sieben Personen aus der allgemeinen Bevölkerung, sondern um sieben Personen, die wegen Sexualstraftaten verurteilt wurden. Das ist so, als würde man in ein Gefängnis gehen, um Homosexualität zu untersuchen, und die Ergebnisse wären zweifellos verzerrt. Schließlich hat Marjolaine Baron aus den Arbeiten von Beetz und Miletiski nur die 9 % der Personen herausgegriffen, die die Fantasie haben, regelmäßig Sex mit Kindern zu haben. Was ist mit den 91%, die in diesen Studien vorkommen und die keine derartigen Fantasien haben? Fantasien bedeuten auch nicht, dass sie in die Tat umgesetzt werden (die bloße Tatsache, dass man sich zu Minderjährigen hingezogen fühlt, stellt keine Störung per se dar). Von denselben Autorinnen ist auch Folgendes zu lesen: "Menschen mit sexuellen Kontakten zu Tieren [...] nicht mehr Anzeichen von Psychopathie zeigten als die Normalbevölkerung"(8), oder dass "man nicht sagen kann, dass die Ausübung von Sex mit Tieren notwendigerweise auf eine Vergangenheit sexueller Gewalt hinweist" (sei es als Täter oder als Opfer)(9).

Aus diesen Untersuchungen können wir höchstens Hypothesen ableiten. Wir fragen uns, warum Animal Cross die Aggrawal-Kategorien zitiert, wenn es diese nicht weiter verwenddet? Wer ist wirklich für Gewalt prädisponiert? Wenn man zwischen Menschen unterscheidet, die sich an der Zuneigung zu einem Tier erfreuen, und solchen, die gerne ihren Willen durchsetzen oder Leid zufügen, kommen wir dann nicht zu zwei verschiedenen Kategorien? Eine aktuelle Studie(10) bestätigt dies. Bis in die 2000er Jahre wurden in der Forschung alle sexuellen Verhaltensweisen mit Tieren unter dem
Begriff "Sodomie" zusammengefasst, wobei Verhaltensweisen unterschiedlichster Art vermischt wurden, so daß interesssierte Gruppen die Ergebnisse sehr zum Nachteil der Zoophilen interpretieren konnten. "Sie hatte sich mit Gruppen befasst, die die Ergebnisse sehr negativ beeinflussten (Häftlinge oder Patienten in psychiatrischen Kliniken, [auch weil diese "verfügbar" sind]).

Schließlich entschied sich Animal Cross, in der Sparte Vermischtes von Medien, in denen es um Pädophilie ging, zu suchen, um zu sehen, ob es dort nicht auch Fälle von Sex mit Tieren gibt. Dies ist ein methodischer Tiefpunkt. Erstens: Wer sucht, der findet, und sieben Fälle aus acht Jahren zu nennen, ist nichts Außergewöhnliches und eher Rosinenpickerei als alles andere. Zweitens: Selbst wenn ein Großteil der praktizierenden Pädophilen auch Sex mit Tieren hätte, reicht dies nicht aus, um zu beweisen, dass Zoophile auch pädophil sind. Denn im umgekehrten Fall, als Animal Cross in seinen Stichproben von Zoophilen eine Überrepräsentation von Homosexuellen (21%) und Bisexuellen (46%) feststellte, hätte die Organisation nach derselben Logik daraus ableiten müssen, dass eine Verbindung zwischen Homosexualität, Bisexualität und Zoophilie besteht. Nur weil ein großer Teil der Zoophilen homo- und bisexuell ist, heißt das nicht, dass ein großer Teil der Homo- und
Bisexuellen zoophil ist. Nur weil ein Großteil der Pädophilen zoophil wäre, hieße das nicht, dass ein Großteil der Zoophilen pädophil wäre.


Lösungsvorschläge: zwischen Konvergenz der Kämpfe und Absurdität

Zunächst sind einige Anmerkungen zur Zoopornografie zu machen. Diese Pornografie richtet sich nicht an Zoophile, denn viele Videos stellen überhaupt nicht dar, wie zoosexuelle Praktiken aussehen, während ihre Produzenten einfach nur auf Profit aus sind und nicht zögern, z. B. männliche Pferde zu sedieren, Tiere zu zeigen, die absolut keinen Spaß haben, und Praktiken zu normalisieren, die für die Tiere riskant sind (z. B. seinen Arm in eine Stute einzuführen). Was das Verbot der zoophilen Praxis betrifft, so ist die Studie von Animal Cross bemerkenswert, weil sie im Grunde nicht auf die Problematik eingeht, die sich zu diesem Zeitpunkt in Frankreich stellte, nämlich ob sexuelle Kontakte mit Tieren verboten werden sollten, wenn keine Gewalt, Verletzung oder Nötigung vorliegt. Denn auch wenn der Bericht auf die Verletzungen eingeht, die Tiere durch sexuelle Handlungen erleiden können - ihrem Text nach zu urteilen, ob sie nun die Genitalien betreffen oder
auf "das Zappeln des Tieres" zurückzuführen sind - bleibt es dabei, dass diese Fälle bereits unter der Überschrift "Schwere Mißhandlungen, auch sexueller Natur" oder hilfsweise Misshandlung geahndet werden konnten. Dasselbe gilt für die Geschichte des Hundes Patou, die uns in dem Bericht erzählt wird. Der Hund wurde mit einem Analprolaps, einer in zwei Teile gebrochenen Rute und einem verletzten Hals aufgefunden: Eine Person, die solche Taten begeht, hat zwangsläufig sadistische und/oder extrem gewalttätige Neigungen, und diese Taten stellen höchstwahrscheinlich Grausamkeiten dar, eine Bezeichnung, die die Schwere der Tat besser beschreibt. Warum wurde dieses Beispiel, das bereits nach altem Recht strafbar war, gewählt, wenn nicht, um den Leser dazu zu manipulieren, Zoophilie mit Sadismus in Verbindung zu bringen? Schließlich bewirkt das Verbot zwar, dass Personen davon abgehalten werden, Foren zu besuchen, verhindert aber gleichzeitig die Verbreitung von Informationen, wodurch die Tiere möglichen Verletzungen ausgesetzt werden, die auf die Unerfahrenheit einiger Personen zurückzuführen sind.

In Bezug auf die psychologischen Folgen für die Tiere wird mangels Beweisen lediglich angenommen, dass diese "sehr groß sein müssen", und im gesamten Bericht werden Parallelen zwischen Zoophilie und Pädophilie gezogen. Da sich die Arbeit zu sehr auf Kinder konzentriert, weist sie eine große Lücke auf, nämlich das völlige Fehlen einer Untersuchung des Verhaltens von Tieren. Ist es wahr, dass Hunde versuchen, menschliche Personen zu besteigen? Dass Stuten beim Putzen während ihrer Rosse manchmal ihre Kruppe präsentieren? Bedeutet das Eingehen auf diese Wünsche, dass man die Tiere einem Trauma aussetzt? Warum freuen sich in diesem Fall viele Hengste, wenn sie sich auf den Weg zum Absameraum machen?

Die dänische Ethikkommission hatte in ihrem Bericht zahlreiche Unterschiede, insbesondere neurologischer Art, festgestellt, die eine Parallele zwischen Sex mit Tieren und pädophilen Handlungen unangebracht erscheinen lassen.(11) In der Tat ist es so, dass die dänische Ethikkommission eine Reihe von Unterschieden festgestellt hat. In gewisser Weise besteht der Vorwurf an die Zoophilie genau darin, dass sie die hier von Animal Cross de facto vertretene Sicht des "Kind-Tieres" in Frage stellt. Der Bericht erwähnt auch nicht das Trauma, das durch die Beschlagnahmung verursacht werden kann, die mögliche Trennung des Tieres von seinen Artgenossen, die Tatsache, dass einige Tiere aufgrund von Geld- und Platzmangel in einem Käfig eingesperrt oder einfach eingeschläfert werden.
Die Grenzen des Berichts hören hier nicht auf, da Animal Cross sich als Alarmrufer aufspielt und erklärt, "die Gesundheitsbehörden auf diese Fragen aufmerksam machen" zu wollen, insbesondere um herauszufinden, ob "[d]iese gefährlichen 'Wechsel' der Geschlechter die Ursache für neue, hauptsächlich sexuell übertragbare Krankheiten sein könnten?". In den Augen des Berichts wären Zoophile nicht nur Sadisten-Pedophile, sondern würden der Welt auch das Risiko einer neuen AIDS-Krankheit bescheren... Diese vereinfachte Argumentation wird jedoch durch die Tatsache erschüttert, dass es nichts Schlimmeres gibt, als die Übertragung von übertragbaren Krankheiten zu verhindern, als sie einfach zu verbieten, da dies die Betroffenen mit Sicherheit nicht dazu veranlassen wird, mit ihrem Arzt oder Tierarzt darüber zu sprechen, wodurch jede Möglichkeit der Vorbeugung zunichte gemacht wird; da, wo weitere Forschung oder die einfache Verwendung eines Impfstoffs oder regelmäßige Untersuchungen diese möglichen Probleme lösen könnten. Außerdem wäre es falsch zu behaupten, dass diese Krankheiten nur Zoophile betreffen, denn sie sind in der Viehzucht und der Lebensmittelindustrie wohlbekannt. Im Vergleich zu den Geschlechtskrankheiten, die beim Sex zwischen Menschen übertragen werden können, ist das Risiko bei Tieren nicht nur geringer, sondern auch leichter kontrollierbar. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Animal Cross trotz eines Berichts, der eine Mischung aus Verteufelung, voreiligen Schlussfolgerungen und übertriebener Verwendung von Vorurteilen enthält, eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Zoophilie und bei der Verabschiedung eines neuen Gesetzes spielen konnte. Der anthropozentrische Ansatz zeigt sich sehr deutlich in den neuen Strafbestimmungen zur Verurteilung von Sodomie, die jegliches Konzept der Verhältnismäßigkeit außer Kraft gesetzt haben, während die große Mehrheit der Misshandlungen weiterhin mit einer einfachen Geldstrafe von bis zu einigen hundert Euro bestraft wird. Indem sie das Thema auf die Zoophilie konzentrierte und den Hass auf diese Personen fokussierte, lenkte die Vereinigung die Debatte letztlich von ihrem Hauptthema ab: der Tiermisshandlung, und lieferte den gewählten Vertretern ein Druckmittel, um Fortschritte im Bereich des Tierschutzes vorzutäuschen und gleichzeitig die Weigerung zu verbergen, bei anderen Themen Fortschritte zu erzielen. Wenn Animal Cross für etwas verantwortlich ist, dann dafür, dass es dazu beigetragen hat, das französische Tierschutzrecht in einem archaischen Zustand zu halten und es
gleichzeitig auf einen gefährlichen reaktionären Abhang zu treiben.
Charles Menni, April 2022

1 GREGERSEN 1983 zitiert in: MILETISKI, Understanding bestiality and zoophilia, East-West Publishing, 2002 S. 20
2 Niemand scheint sich über den richtigen Ansatz einig zu sein, siehe not. IACUB, Legal Protection of Animals or
Paternalism, 2011; HAYNES, bestiality proscription: in search of a rationale, Animal Law 2014 - 2015, 2014, S. 121
ff; MILIGAN, The wrongness of sex with animals, Public Affairs Quarterly, 2011, S. 241 ff.
3 ANIMAL CROSS, Animal Cross prangert an: Zoophilie, Tiere, die neuen Sexspielzeuge, 2020 S. 21; siehe auch:
Interview mit Loïc Dombreval [https://www.youtube.com/watch?v=lWUyKiEC7Hc].
4 BARON, La zoophilie dans la société: quel rôle le vétérinaire peut-il tenir-il dans sa répression?, Thèse d'exercice
de médecine vétérinaire, ENVT, 2017, S. 50 ff.
5 ABEL, BECKER, CUNNINGHAM-RATHNER, MITTELMANN, ROULEAU, Multiple paraphilic Diagnoses among Sex Offenders,
in The Bulletin of the American Academy of Psychiatry and the Law, Vol. 16 No. 2, 1988, S. 153 ff.
6 Ibidem S. 160.
7 DUFFIELD, HASSIOTIS, VIZARD, Zoophilia in young sexual abusers, Journal of Forensic Psychiatry, Vol. 9, 1998, S.
294 ff.
8 Eigene Übersetzung, BEETZ, Bestiality/Zoophilia: a Scarcely Investigated Phenomenon Between Crime, Paraphilia
and Love, Journal of Forensic Psychology Practice, 2004, S. 25.
9 BEETZ, Bestiality and Zoophilia: associations with violence and sex offending, in Bestiality and Zoophilia, Sexual
Relations with animals, Purdue University Press, 2005, S. 55.
10 ZIDENBERG, Measurement and Correlates of Zoophilic Interest in an Online Community Sample, Archives of
Sexual Behavior, 2022.