Am 11.10. erreichte uns eine email von zwei ehemaligen Vorstandsmitgliedern, die uns zum zehnjährigen Bestehen gratulierten. Alle waren überrascht. Uns gibt es schon 10 Jahre, trotz allem.
Und was ist nicht alles passiert in den letzten 10 Jahren. Wenn ich unseren Blog verfolge, dann kommen die Erinnerungen wieder:
Die ersten 2 Jahre
Von 2009 bis 2011 haben wir versucht, uns ins Vereinsregister eintragen zu lassen, was uns mit pauschalen Unterstellungen abgelehnt wurde. Nach zwei Runden den Instanzenweg rauf und runter blieb davon nur übrig, dass wir gegen die guten Sitten verstoßen.
Da konnten wir auch nicht widersprechen, das liegt in der Natur des Themas.
Auch die Gründung eines ähnlichen Vereins in einem anderen Bundesland half nicht, irgendwie haben die sich wohl abgesprochen. Unfair, sowas :-)
Konto
Auch bekamen wir kein Konto für den Verein.
Verein läuft wie ein Uhrwerk
2012 mußte unser Homepagemacher plötzlich alles hinwerfen, mitten in der Nacht, worauf sofort unsere Domain weg war. Aber ein paar Tage später stand sie wieder. Wie üblich werden wir überaus effektiv, wenn es brennt. Dann sind auch die ermüdenden und frustrierenden Nickeligkeiten, Inkompatibilitäten und Menscheleien vergessen und der Verein läuft wie ein Uhrwerk.
Nächtliche Feuerwehreinsätze
So nächtliche Feuerwehreinsätze gab es einige, ich erinnere mich noch mit Schaudern an einen Zoo, der gewaltig instabil wurde, als ihn das Outing ereilte, von dem keiner wußte, wo er gerade wohnt und wo genau er sich aufhält. Nur, dass es viel zu weit weg war, als dass jemand dort hätte hinfahren können. Ich meine, die Polizei hat ihn dann gefunden und davon abgehalten, sich umzubringen. Jedenfalls lebt er heute noch und scheint recht zufrieden zu sein.
Zetapride
Ein heftiger Schlag war das Ende der Zetapride. Das war ein Treffen, organisiert von einen Einzelnen, der nur ihm persönlich bekannte Zoos und/oder Furries zu einem Treffen einlud. Dieses Treffen war über die Jahre gewachsen und für Viele, mich eingeschlossenen, der Höhepunkt des Jahres. Freundliche Leute, freundliche Hunde, entspannte Gespräche über Alles und Nichts, nur am Rande über Sexualität. Die Antis hielten die Zetapride für eine Veranstaltung des ZETA-Vereins (was sie nicht war) und machten den Grundstücksvermieter rebellisch. Der Veranstalter sagte die Zetapride drei Tage vorher aus Sicherheitsgründen ab.
Dann geriet ich ins Fadenkreuz unserer Gegner
Dann geriet ich ins Fadenkreuz unserer Gegner. Man versuchte, mein bürgerliches Leben in meinem persönlichen und beruflichen Umfeld zu zerstören. Ich bekam unschöne Post, das Ziel war natürlich, daß der Postbote das sieht und es sich in mienem Umfeld herumspricht, was ich für ein Fiesling bin. Ein Schlägertrupp kündigte sich an, wir saßen hier mit 2 Mann, einer Frau und 3 Dosen Pfefferspray – es kam aber keiner. An meinem Arbeitsplatz wurden Flugblätter ausgelegt, zum Glück stellte sich mein Arbeitgeberhinter mich.
Demo bei mir vor der Haustür
Dann noch eine Demo bei mir vor der Haustür, die mir am Ende eine persönliche Entschuldigung des Kreispolizeileiters einbrachte, weil er die Lügen unserer Gegner nicht überprüft hatte.
Frau B.
Danken müssen wir der Journalistin Frau B., die zwar von Zoophilie nichts hält, aber von der Unterwanderung der Tierschutzszene durch heftig rechts gerichtete Gruppen noch viel weniger, und da genau dieser Dunstkreis auch bei unseren Gegnern vertreten war, ergaben sich da sehr schöne Synergieeffekte.
Amtstierärztin
Auch dass mich unsere Gegner bei der Amtstierärztin anzeigten half mir sehr, die begutachtete meine Tiere und fand nichts auszusetzen.
Erste Demonstration der Antis in Köln
Lustig war die erste Demonstration der Antis in Köln gegen uns, an der wir natürlich teilnahmen und ihnen einen Stapel unserer Flyer unterschoben, die wir so ähnlich gestaltet hatten wie ihre eigenen. Sie brauchten etwas, um das zu bemerken ;-). Ein dickes Mädchen, das es hinterher angeblich nicht gab, trat mich vors Schienbein. Keine Impulskontrolle, die heutige Jugend….
Geburtstagsfeier
Ein Zoo, der sich zu sicher fühlte, machte eine Geburtstagsfeier mit Mitgliedern seines Forums bei sich zu Hause. Er hatte nicht damit gerechnet, daß die Antis bei ihm mitlesen, vor der Polizei einen Popanz von Sexorgie mit Tieren und Drehen und Verbreiten von Tierpornographie aufbauen würden und die die Einsatzkräfte vor Ort dann (vermutlich durch südländisches Theater) dazu brachten, wegen Gefahr in Verzug die Bude zu stürmen. Nix war. Alle Humanoiden waren züchtig bekleidet. Die Tiere nicht, vermutlich deswegen wurden alle Tiere beschlagnahmt, mit der Begründung, sie müßten untersucht werden. Ist ja angesichts der Situation verständlich, aber nur durch unser nervtötendes Nachfragen wurden die Antis daran gehindert, zumindest die Hunde verschwinden zu lassen. Es gab im Nachgang noch Demos, Hausverschönerungen und Schlägertrupps vor dem Haus. Frau B. hat in diesem Falle durch Öffentlichkeit sehr geholfen, denn solche Vorgehensweisen passten voll zu ihren Befürchtungen. Zu Recht, meine ich.
Weitere Demo bei mir
Eine weitere Demo bei mir kündigte sich an, diesmal unter Beachtung der Grundstücksgrenzen. Zur Sicherheit kamen Gäste zu einer Grillparty, man hörte die Antis von ferne, kaum waren alle Lebensmittel verputzt fing es an zu regnen und die Antis verschwanden. Schönwetteraktivisten…
Pampa
Wir deponierten eine Einladung zu einem Vereinstreffen an einem Ort, wo wir wußten, die Antis würden sie finden. Taten sie auch, fuhren wohl in Kompaniestärke zu einem Campingplatz irgendwo in der Pampa und machten da die Camper an. Dabei waren Einladung und Treffen frei erfunden. Ich hätte das gerne beobachtet :-)
Seltsame Abstimmung der Antis.
Es gab eine Online-Aktion der Bundeskanzlerin, welche Probleme gelöst werden müssten und wie wir in Zukunft in Deutschland leben möchten. Diese Aktion war etwas dilettantisch in der Ausführung, die Antis schlossen ihre Browser zwischen zwei Stimmabgaben wie die Weltmeister und tatsächlich schaffte es die damalige Leit…person bis zur Bundeskanzlerin ins Kanzleramt. Es gab wohl eine angemessen interessiert wirkende Aussage, passiert ist nichts.
Gutachten des Dänischen Tierethikrates
Dabei hatte der Dänische Tierethikrat schon 2006 festgestellt, daß gegen sexuelle Kontakte mit Tieren nichts einzuwenden sei, wenn das Tier zu nichts gezwungen wird. (unautorisierte Übersetzung ins Englische , unatorisierte Übersetzung ins Deutsche )
Animal Defense Corps
Als lästige und im Nachhinein lustige Randerscheinung erschien ein dicker Mann in weißem Anzug, Panamahut und schillernder Persönlichkeit auf der Bühne: Johannes Gerhardt. Chef und mutmaßlich einziges Mitglied des Animal Defense Corps. 2013 war da mal eine Affaire mit Flutspenden, die Informationen über ein Insolvenzverfahren waren schon konkreter, er betrieb ein Kino mit 9 Plätzen, vertrieb angeblich Wodka und eine Wodkaflasche für eine Million Dollar, beklebt mit angeblich Diamanten, was ich aber bezweifle. Also Marketinggetöse wo immer möglich, aber nichts dahinter. Er gab an er habe diverse Zoos besucht und zusammengeschlagen, und danach wollte er Spenden für weitere Besuche. Irgendwann verschwand er still und leise.
Frau Lautenschläger aus Hessen
Dann kam Frau Lautenschläger aus Hessen in Verbindung mit der Tierschutzbeauftragten Madeleine Martin aus Hessen und wollte mit dem Argument der Tierbordelle Zoophilie verbieten. Zum Glück für alle hat sie das politisch nicht überlebt, Frau Martin leider schon. Spätere Nachforschungen der Badischen Zeitung ergaben,dass die Tierbordelle eine Mutmaßung waren, die auf einer Zeitungsmeldung der norwegischen Zeitung Aftenposten beruhte, die das wiederum von einem Gratis-Käseblättchen abgeschrieben hat, in dem auch keine Quellenangabe stand, geschweige denn ein Beweis. Frau Lautenschläger hat das dann über irgendwelche Kumpelinen aus dem Saarland in den Bundesrat lanciert, und das Gesetz kam ins Rollen.
Wir haben zwar in jeder der zahlreichen Stufen des Gesetzgebungsverfahrens interveniert, leider aber erfolglos.
Gesetz tritt in Kraft
Trotz aller Versuche unsererseits wird das Gesetz im Bundestag verabscheidet und tritt am 13. Juli 2013 in Kraft.
Verfassungsbeschwerde
Wie im Vorfeld angekündigt strengten wir eine Verfassungsbeschwerde an. Bzw. nicht wir, sondern zwei Privatleute mit unserer Unterstützung. Der Verein ist ja (s.o.) nicht im Vereinsregister eingetragen und somit keine juristische Person, die klagen könnte. Aber es geht ja auch so. Das Ergebnis war sehr ermutigend.
Seitdem ist Business as usual, Wissenschaftler und Künstler kommen stetig, und wir helfen ihnen gerne. Zwei Filme sind noch in Arbeit, ein Buch ist im Dezember erschienen, unpraktischerweise für uns komplett auf Japanisch. Aber angesichts des Interesses, auf das es stößt, wird es sicher in absehbarer Zeit ins Englische übersetzt. Ein weiteres Buch erscheint voraussichtlich im Frühjahr auf Englisch.
Journalisttische Berichterstattung
Über die Jahre wurden wir immer wieder von Journalisten für Interviews angefragt. Das begann schon zur Zeit der Tierschutznovelle in der taz und der Printausgabe der NEON und hörte eigentlich nie auf. Zwischendurch gab es einen sehr ausführlichen Beitrag bei DRadio Wissen, wir durften im Rahmen der ARD Themenwoche Toleranz bei YouFM dabei sein (Beitrag nzwischen wieder offline). Inzwischen gibt es noch viele weitere Beiträge, u.a. beim Jugendmagazin er ZEIT, einen weiteren Beitrag in der NEON und im fluter, einem Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung.
Akademische Betrachtung
Auch aus der Wisseschaft haben wir neue Betrachtung erhalten. Anthropologen haben die Berichterstattung über das sog. „Zoophilie-Verbot“ zum Anlass genommen, der gesellschaftlichen „normativen Reflex“ zu untersuchen und Studenten kommen auf uns zu, weil sie ihre Bachelorarbeit über einen Aspekt rund um Zoophilie schreiben möchten. Eine Anthropologin ist sogar für ihre Abschlussarbeit aus Japan zu uns gereist, um einige von uns zu besuchen. Aus diesem Besuch ist ein Buch entstanden, das in Japan ein Bestseller ist und einen Preis in der Kategorie „best non-fiction“ erhalten hat.